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Für Gleichberechtigung: 29. Februar Equal Care Day, 6. März Equal Pay Day, 8. März Weltfrauentag

28.02.2024

Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer: jeden Tag eine Stunde und 17 Minuten. An der unterschiedlichen Verteilung der Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern hat sich in den vergangenen zehn Jahren wenig geändert. Das bestätigt das Statistische Bundesamt mit seiner aktuellen Zeitverwendungserhebung 2022. Die Präsidentin des Amts, Ruth Brand, bilanzierte: Die Lücke bei der unbezahlten Arbeit werde kleiner, „sie ist aber nach wie vor beträchtlich.“ Anteilig leisten Frauen 43,8 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer, vor zehn Jahren waren es 52 Prozent.

Frauen arbeiten pro Woche neun Stunden mehr unbezahlt als Männer

Frauen haben damit der Erhebung zufolge im Jahr 2022 jede Woche im Durchschnitt neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer, das sind 30 von insgesamt 45,5 Stunden bezahlter und unbezahlter Arbeit, während Männer im Durchschnitt auf 21 unbezahlte von insgesamt 44 Wochenstunden kommen. Im Wesentlichen ist dies Sorgearbeit, also Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und die Haushaltsführung.

Nach den Worten von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) ist die Mehrarbeit der Frauen „deutlich zu viel“. Der faire Ausgleich bei unbezahlter Sorgearbeit sei ihr ein wichtiges Anliegen. Die Ungleichheit bedeute für Frauen meist ein geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen und eine prekäre Alterssicherung. Der Equal Care Day, der alle vier Jahre am 29. Februar begangen wird, macht auf die ungleiche Verteilung aufmerksam. 

Eltern arbeiten mehr als Kinderlose

Eltern arbeiten insgesamt pro Woche elf Stunden mehr als Erwachsene ohne Kinder. Unverändert übernehmen weit überwiegend die Mütter die Care-Arbeit, insbesondere für kleine Kinder. Sie sind bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes im Durchschnitt nur 13 Wochenstunden erwerbstätig. Das ändert sich, wenn die Kinder älter werden: Mütter mit Kindern von sechs bis 17 Jahre gehen im Durchschnitt 21,5 Stunden pro Woche einer bezahlten Arbeit nach und damit nur eine Stunde weniger als Frauen ohne Kinder.

Kaum Verbesserung zur letzten Erhebung vor zehn Jahren

Hier hat sich seit der vorigen Erhebung 2012/2013 etwas getan: Vor zehn Jahren lag der Unterschied bei 3,5 Stunden. Bei den Männern im erwerbsfähigen Alter ist hingegen allein aus den Zahlen keine Entwicklung abzulesen: Väter arbeiten weiterhin – unabhängig vom Alter der Kinder – im Durchschnitt 32 bezahlte Wochenstunden – und damit sogar 4,5 Stunden länger als Männer ohne Kinder.

Für die Analyse haben rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Personen von zehn Jahren an aufwärts vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 an drei Tagen ein Zeit-Tagebuch geführt. Die aktuelle Erhebung ist die vierte seit Beginn der 1990er Jahre im Abstand von jeweils zehn Jahren. Sie hat die Verteilung unbezahlter und bezahlter Arbeit zum Schwerpunkt.

KDFB fordert einen gleichstellungspolitischen Aufbruch

Die ungleiche Aufteilung von Sorgearbeit ist ein wesentlicher Faktor der aktuellen Lohnlücke: Frauen verdienen in Deutschland pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer. Darauf macht der Equal Pay Day am 6. März aufmerksam. KDFB-Präsidentin Anja Karliczek sagt: „Die Schließung der Lohnlücke ist ohne die Schließung der Sorgearbeitslücke nicht möglich, und umgekehrt. Beides sind zentrale Stellschrauben auf dem Weg zu einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft.“

Der KDFB appelliert an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag verankerten Maßnahmen wie die Freistellung für Väter beziehungsweise zweite Elternteile rund um die Geburt, die Entgeltersatzleistung für Pflegende sowie die Ausweitung der individuellen, nicht übertragbaren Elterngeldmonate zügig umzusetzen und so eine geschlechtergerechte Verteilung von Sorgearbeit zu fördern und damit auf die Schließung der Lohnlücke hinzuwirken.

Bundesweite Sorgeinfrastruktur notwendig

Zudem ist es unabdingbar, den gesamten Care-Bereich als vernetztes System zu begreifen, das sowohl „private und unbezahlte“ als auch „professionelle und bezahlte“ Elemente umfasst. Eine bundesweit flächendeckende Sorgeinfrastruktur muss gewährleistet werden, bei der der gesamte Lebensverlauf eines Menschen in den Blick genommen wird. Dazu gehört unbedingt eine höhere gesellschaftliche und finanzielle Wertschätzung für die Berufe im Pflegesektor

Internationaler Frauentag für Gleichstellung

Der Internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März begangen. An diesem Tag setzen Frauen weltweit mit Demonstrationen und anderen Aktionen ein Zeichen für die gesellschaftliche Gleichstellung von Männern und Frauen. Dabei geht es um Chancengleichheit im Erwerbsleben, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, den Kampf gegen Gewalt, Frauenhandel oder Genitalverstümmelung. 1977 erkannte die UN-Generalversammlung den 8. März offiziell als Internationalen Frauentag an. In Deutschland haben Frauen erst seit 1918 das Wahlrecht. Bis Anfang der 1960er Jahre durften sie ohne die Einwilligung ihres Ehemanns kein eigenes Bankkonto eröffnen, bis 1977 nicht ohne seine Erlaubnis arbeiten. Als erstes Bundesland erhob Berlin den Internationalen Frauentag 2019 zu einem gesetzlichen Feiertag. In Mecklenburg-Vorpommern gilt er seit vergangenem Jahr als Feiertag.

Historisches Datum

Der erste Gedenktag für Frauenrechte fand auf Beschluss der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen bereits am 19. März 1911 statt. Die Frauen kämpften seinerzeit für kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, niedrigere Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und legalen Schwangerschaftsabbruch. Die Zweite Internationale Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau legte das Datum dann 1921 auf den 8. März fest. Damit wollten sie an den Arbeiterinnenstreik 1917 in Sankt Petersburg erinnern, der die russische Februar Revolution mitangestoßen hatte. Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Frauentag in Deutschland verboten. Die Nazis propagierten stattdessen den Muttertag. In der jungen Bundesrepublik geriet er zeitweilig in Vergessenheit, während er in der DDR mit staatlich gelenkten Feiern begangen wurde. Erst die neue Frauenbewegung ab den 1970er Jahren belebte den Frauentag in der Bundesrepublik neu.

Siehe dazu auch die Titelgeschichte „Feminismus heute“ in der kommenden Ausgabe der KDFB engagiert am 1. April.

ko/epd/kna

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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