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„Tag der Diakonin +plus“: Katholische Frauen fordern vehement Kirchen-Reformen

Dorothee Sandherr-Klemp, Geistliche Beirätin des KDFB, während des Gottesdienstes zum "Tag der Diakonin +plus". Foto: Klaus Landry

30.04.2024

Seit 1998 wird in Deutschland der „Tag der Diakonin“ gefeiert – obwohl es in der katholischen Kirche bislang gar keine Diakoninnen gibt, nur Diakone. In diesem Zustand sehen viele katholische Frauen Machtmissbrauch.

Der bundesweite „Tag der Diakonin“ wird immer am 29. April veranstaltet, dem Gedenktag der zur Kirchenlehrerin erhobenen heiligen Katharina von Siena (1347-1380). Beim diesjährigen „Tag der Diakonin“ haben am Montag katholische Frauen in Deutschland ihre Forderungen nach Reformen in der Kirche vehement zur Sprache gebracht. Repräsentantinnen mehrerer katholischer Frauenverbände und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sprachen in Speyer bei der zentralen Veranstaltung zum bundesweiten „Tag der Diakonin“. Dabei forderten sie die Kirchenverantwortlichen auf, alle Dienste und Ämter in der katholischen Kirche auch für Frauen zu öffnen. Bisher sind die durch Weihe übertragenen Ämter des Diakons oder auch des Priesters Männern vorbehalten.

Die zentrale Veranstaltung hieß dieses Jahr erstmals „Tag der Diakonin +plus“ und stand unter dem Motto „Lasst die Fülle zu!“. Den Auftakt bildete ein Gottesdienst im Speyrer Dom, zu dem rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen. Die Besonderheit: Der Wortgottesdienst wurde ausschließlich von Frauen geleitet. Eingeladen hatten der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), das ZdK und das Netzwerk Diakonat der Frau.

Mit Blick auf das diesjährige Motto hieß es: „Die von Gott geschenkte Fülle an Begabungen und Berufungen von Frauen muss endlich in der römisch-katholischen Kirche anerkannt werden.“ Es sei „unverständlich und nicht mehr nachvollziehbar, dass die Entscheidungsträger in unserer Kirche so lange untätig geblieben sind“, sagte Ulrike Göken-Huismann von der Geistlichen Leitung der kfd. „Es ist eine Form des Machtmissbrauchs, wenn nicht-männliche Menschen aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen bleiben“, betonte Göken-Huismann. Das durch Weihe übertragene katholische Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche. Diakone dürfen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen, aber nicht die Messfeier leiten oder Beichte hören.

Ute Zeilmann, Vizepräsidentin des KDFB-Bundesvorstands, sagte mit Blick auf den erstmaligen „Tag der Diakonin +plus“, dies weise schmerzlich darauf hin, dass in der katholischen Kirche bisher lediglich „Männern ein Plus von sakramentalem Zuspruch, bischöflicher Unterstützung und göttlichem Segen vermeintlich zusteht“. Das sei „ein Plus, das Frauen, Inter-, Trans- und nicht-binären Personen verwehrt bleibt“.

ZdK-Vizepräsidentin und KDFB-Frau Birgit Mock wies darauf hin, dass Frauen heute schon einer „diakonischen Kirche“ ein Gesicht gäben. „In der formalen und sakramentalen Struktur unserer Kirche bleibt dies aber immer noch unsichtbar.“

Nach dem Gottesdienst tauschten sich die Teilnehmerinnen im Domgarten bei einem Fest aus, bei dem „die Fülle der Berufungen von Frauen“ gefeiert werden sollte. Einige Absolventinnen der gerade zu Ende gegangenen umfangreichen Fortbildung „Diakonische Leitungsdienste für Frauen“ waren in Speyer dabei. Man werde sich „mit aller Kraft dafür einsetzen, dass diese berufenen und bestens qualifizierten Frauen“ letzten Endes auch zu Diakoninnen geweiht werden könnten, so die Veranstalter.

Nicht nur Frauenverbände befürworten die Öffnung des Diakonats für Frauen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte Ende März, er fände es „wunderbar“, wenn er Frauen zu Diakoninnen weihen könnte. „Ich bin der Meinung, es verfälscht nicht das Wesen der Kirche, wenn Frauen in ihr gleichberechtigt mit Männern Leitung, Verantwortung, Entscheidungen wahrnehmen“, so Bätzing damals in der „Bild am Sonntag“.

kna/sco

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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