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Schätze der Vergangenheit

30.01.2023

Die Zeit vergeht in Windeseile. Was Oma noch kannte, ist heute längst vergessen. Schon die eigene Kindheit entzieht sich der Erinnerung. Dabei lohnt es sich, die Schätze der Vergangenheit zu bergen.

Es ist ein Gebäck, das dank seines fröhlichen Namens vortrefflich in die närrische Jahreszeit passt: Nonnenfürzle finden sich in alten schwäbischen Kochbüchern und wurden gerne zur Fastnachtszeit verspeist. Für den Namen des duftigen Schmalzgebäcks gibt es verschiedene Erklärungen. Er soll sich von dem mittelhochdeutschen Wortnunnekenfurt“ ableiten, was soviel bedeutet wie „von Nonnen am besten zubereitet“, oder von der Schreibweise „nunnenvürzelîn“, was auf einen Pfefferkuchenteig verweist.

Aus Omas Kochbuch: Nonnenfürzle

ZUTATEN: für etwa 20 Stück
250 ml Milch, 50 g Butter, 1 EL Zucker, 1 Prise Salz, 125 g Weizenmehl, 1/2 TL Backpulver, 3 Eier, 750 ml Bratöl zum Frittieren, Puderzucker zum Bestäuben, eventuell mit Zimt gemischt
ZUBEREITUNG:
Milch mit Butter, Zucker und einer Prise Salz in einen Topf geben und kurz aufkochen lassen. Das Mehl mit Backpulver vermischen. Den Topf von der Kochstelle nehmen und das Mehl unter Rühren zur Milch geben. Den Teig bei schwächster Hitze so lange weiterrühren, bis er sich zu einem festen Kloß zusammenballt und sich am Topfboden eine weißliche Schicht gebildet hat. Den Teig in eine Schüssel geben und nach und nach die Eier einarbeiten.
Das Bratöl auf 175 Grad erhitzen. Um zu prüfen, ob die Temperatur erreicht ist, den Stiel eines hölzernen Kochlöffels ins Fett halten: Wenn Bläschen aufsteigen, ist das Fett heiß genug. Aus dem Teig nun mit zwei Esslöffeln Nocken abstechen und im Fett ausbacken, bis das Gebäck goldbraun ist. Nicht mehr als fünf Nocken auf einmal ins Fett geben, damit es nicht zu sehr abkühlt. Die Nocken mit einer Schaumkelle aus dem Fett nehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Nonnenfürzle in Puderzucker, eventuell gemischt mit Zimt, wälzen. Ganz frisch schmecken sie am besten. Eine Kugel Vanilleeis passt auch dazu.

Buchtipp mit Rezepten

Leckere Süßspeisen und viele andere Köstlichkeiten aus Großmutters Küche finden sich in dem Buch „Unser kulinarisches Erbe“ aus dem Becker Joes Volk Verlag (2019, 320 Seiten, 29,95 Euro). Das Autorenteam Jörg Reuter und Manuela Rehn hat sich dafür auf eine Reise quer durch Deutschland begeben, um mit alten Menschen über die Rezepte ihrer Heimat zu sprechen und diese gemeinsam mit ihnen zu kochen. Die Autoren wurden vor Ort von je einem Spitzenkoch mit Lust an der Region begleitet, um die Geheimnisse der traditionsreichen Gerichte für die nächsten Generationen zu bewahren. 94 regionale Gerichte wurden für das Buch mit den Seniorinnen und Senioren gemeinsam ausgesucht, niedergeschrieben und zubereitet. Hier zwei Beispiele:

  • Großer Hans

    Zutaten für vier Personen:

    3 Eier (Größe M), abgeriebene Schale und Saft von 1 Biozitrone, 190 ml Milch, 50 g Zucker, 60 g Butter, 1 Prise Steinsalz, 280 g Weizenmehl (Type 550) plus etwas zum Bearbeiten, 1 TL Backpulver (5 g), 100 g Rosinen

    Fruchtsauce: 750 ml Sauerkirschsaft, 1 Vanilleschote, 1 Zimtstange, 300 g Süßkirschen, 2–3 TL Kartoffelstärke (10–15 g)

    Zubereitung:

    Eier trennen. Zitronenschale mit Milch, 30 Gramm Zucker und Butter in einen Topf geben. Leicht erwärmen, bis die Butter geschmolzen ist. In einer Rührschüssel das Eigelb verquirlen. Die Butter-Milch-Mischung und eine Prise Salz unterrühren. Mehl und Backpulver mischen, in die Schüssel sieben und unterrühren. Das Eiweiß halbsteif schlagen, Zitronensaft und restlichen Zucker dazugeben und das Eiweiß cremig-steif schlagen. Eischnee und 50 Gramm Rosinen unter die Masse heben.

    Einen großen, hohen Topf mit Wasser zum Kochen aufstellen. Ein Küchentuch anfeuchten und auswringen. Das Tuch ausbreiten, gleichmäßig etwas Mehl darauf sieben und mit dem Tuch eine Schüssel auslegen, sodass die Ränder des Tuchs über den Schüsselrand hängen. Die restlichen Rosinen in der Mitte des Tuchs verteilen, die Teigmasse einfüllen. Die Tuchränder nach oben zusammenfassen, sodass der Teig locker eingeschlossen ist, er dehnt sich beim Garen aus. Das Tuch mit Küchengarn zusammenbinden und eng an einen langen Holzkochlöffel binden. Den Großen Hans so in den Topf mit siedendem Wasser hängen, das er nicht den Topfboden berührt. Der Kochlöffel liegt quer über dem Topf und hält das Tuch in Position. Einen Deckel lose auflegen und den Großen Hans bei mittlerer Hitze eine Stunde und 20 Minuten garen.

    Während der Große Hans gart, die Sauce zubereiten: Dafür den Kirschsaft mit der ausgekratzten Vanilleschote, dem Vanillemark und der Zimtstange in einen Topf geben und auf die Hälfte einkochen. Die Kirschen halbieren und den Stein entfernen. Wenn der Saft auf die Hälfte reduziert ist, Vanilleschote und Zimtstange entfernen. Die Stärke in einer Tasse mit zwei bis drei Esslöffel Wasser glattrühren und in den Kirschsaft rühren. Die entsteinten Kirschen zugeben und die Sauce unter Rühren noch einmal kurz aufkochen.

    Den Großen Hans aus dem Wasser nehmen und auf die Arbeitsfläche legen. Das Tuch öffnen und den Pudding vorsichtig herauslösen. Den Hans mit den Rosinen nach oben auf einer Platte anrichten und in Tortenstücke geschnitten mit der heißen Saftsauce servieren.

  • Badische Scherben

    Zutaten für vier Personen:

    300 g Weizenmehl (Type 550) plus etwas zum Bearbeiten, 1 Prise Steinsalz 30 g Zucker, 50 g saure Sahne 2 Eier (Größe M), 30 g Butter, 800 g Butterschmalz, 40 g Puderzucker

    Zubereitung:

    Das Mehl mit einer guten Prise Salz in eine Schüssel geben. Den Zucker in der sauren Sahne unter Rühren auflösen und mit den Eiern und der Butter zum Mehl geben. Einen glatten Teig kneten und auf der bemehlten Arbeitsfläche zwei bis drei Millimeter dick ausrollen. Den Teig mit einer Gabel dicht an dicht einstechen und mit einem Teigrädchen oder einem Messer in acht Zentimeter lange Rauten schneiden. Die Rauten mit einem Küchentuch abdecken und den Teig so lange ruhen lassen, bis sich die Teigränder leicht heben, das kann zwei bis drei Stunden dauern. Der Teig verliert dadurch an Feuchtigkeit und lässt sich so knuspriger ausbacken. Das Schmalz in einem Topf auf etwa 170 Grad erhitzen. Die Temperatur ist erreicht, wenn an einem ins Fett gehaltenen Holzlöffelstiel Bläschen aufsteigen. Die Scherben im heißen Schmalz portionsweise goldbraun ausbacken und zum Entfetten auf Küchenpapier legen. Mit Puderzucker bestäubt am besten warm und frisch servieren.

Zur Taufe: Eine Zeitkapsel anlegen

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wie die Welt aussah, als Sie geboren wurden? Was kam damals auf den Mittagstisch? Welche Autos steuerte man? Welche Fernsehsendungen waren beliebt? Worüber sprach die Welt? All das erscheint heute kaum noch greifbar. Damit Ihren Kindern oder Enkeln die Reise in die eigene Vergangenheit leichter fällt, können Sie eine Zeitkapsel anlegen. Packen Sie zeittypische Erinnerungsstücke in einen Koffer oder eine Kiste, und schenken Sie sie dem Nachwuchs zur Taufe oder zum ersten Geburtstag – mit dem Wunsch, den Koffer oder die Box erst am 18. Geburtstag zu öffnen. Ein Geschenk von dauerhaftem Wert, das die eigene Geschichte greifbar macht.

Ausgangspunkt ist ein robuster Behälter ausreichender Größe. Es kann sich um einen stilvollen alten Lederkoffer handeln oder um eine Box aus festem Karton oder Holz. Sie sollte verschließbar sein und beschriftet werden können. Am besten, Sie platzieren den Namen des Kindes und das Geburtsdatum auf dem Deckel des Behälters. Wer eine Box nicht selbst gestalten will, findet im Handel zahlreiche Angebote mit unterschiedlichem Dekor, die mit dem Namen des Kindes versehen werden können. Anschließend gilt es, den Behälter mit zeittypischen Dingen zu füllen. Wählen Sie Gegenstände, die zur Zeit der Geburt des Kindes aktuell sind: ein Fernsehprogramm, einen Wetterbericht, eine Tageszeitung, eine Illustrierte, einen Werbeprospekt mit Preisen für Lebensmittel, Bilder von Modetrends, ein paar Münzen, eine CD mit aktueller Musik, Bonbonpapierchen, eine Konservendose mit dem aktuellen Trendgetränk, eine Corona-Maske, Ausdrucke von angesagten Webseiten. Dazu legen Sie persönliche Geschenke wie ein selbst gemaltes Bild, einen handgeschriebenen Brief an das zukünftige erwachsene Kind, Fotos der Familie, ein zeittypisches Kinderspielzeug. Ergänzen Sie die Sammlung durch Fuß- und Handabdrücke des Babys auf Papier oder in Gips, oder fertigen Sie eine selbst gelesene Aufnahme der Geschichte vom „Kleinen Prinzen“ an und legen diese bei.
Zum Schluss gilt es, die Schatzkiste gut zu verschließen. Vielleicht bringen Sie noch einen Hinweis an, wann sie geöffnet werden darf. Falls Sie ein Zahlenschloss verwenden, sollten Sie darauf achten, dass die Zahlenkombination später leicht auffindbar ist.

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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