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Grund und Boden: Ein wertvolles Gut

26.07.2021

Boden ist nicht vermehrbar. Deshalb entstehen weltweit Konflikte rund um seine Nutzung. Unter dem Motto „Wem gehört das Land? – Eine Frage der Gerechtigkeit“ befasste sich im Juni ein zweitägiges Online-Seminar mit dem Thema, veranstaltet vom KDFB in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landfrauenvereinigung des KDFB und Misereor in Bayern.

Die knapp 40 Teilnehmer*innen informierten sich über Landraub und Besitzverhältnisse – speziell von Frauen. Dazu berichteten die Juristin Aneth Lwakatare aus Tansania und Pater Roberto Turyamureeba aus Uganda aus dem Referat Weltkirche im Erzbistum Bamberg. Sie kritisierten den ungleichen Zugang afrikanischer Frauen zu Landbesitz als Quelle von Ungerechtigkeit und Armut. Juliana Schulte-Wieschen von Adveniat berichtete über Landraub in Lateinamerika und erklärte die Sichtweise der lateinamerikanischen Indigenen auf Land.

Markus Wolter, Agrarreferent bei Misereor, verwies auf 53 Millionen Hektar Land, das in den letzten 20 Jahren global verpachtet und verkauft wurde. Ziel sei vorwiegend Lebensmittelanbau für den Export. Menschenrechtsverletzungen, Landraub und Vertreibung seien die Folge. Die am meisten betroffenen Länder sind laut Wolter die Russische Föderation, Papua-Neuguinea, Brasilien, Ukraine, Indonesien und Südsudan. Die größten Investoren seien China und die Russische Föderation. Mit der durch die Finanzkrise 2008 ausgelösten Bodenspekulation spannte Wolter den Bogen weltweit bis nach Deutschland und zeigte, wie Misereor Kleinbäuer*innen in Entwicklungsländern unterstützt. Um eine gerechtere internationale Zusammenarbeit ging es auch der Europaabgeordneten Anna Cavazzini. Sie warb am Beispiel der negativen Auswirkungen des Freihandelsabkommens Mercosur für Nachbesserungen beim Lieferkettengesetz.

Auch zu den Bodenkonflikten hierzulande lieferte das Seminar Hintergrundwisssen: Anton Dippold vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium verwies auf die Existenzprobleme hiesiger Bäuer*innen: Sie könnten bei den explodierten Boden- und Pachtpreisen schlicht nicht mitbieten. Umweltreferentin Lisa Amon vom Bistum Eichstätt ging auf die Verantwortung der Kirche in Bezug auf die kirchlichen Liegenschaften ein. Ein Thema war auch die Berücksichtigung von Biodiversität bei der Waldnutzung, wofür Beatrix Enzenbach vom Landesamt für Wald- und Forstwirtschaft begeisterte. Die Zusammenhänge der Themen zeigten auf, dass es umfassender Korrekturen bedarf, beginnend bei unserem eigenen Lebensstil bis hin zur internationalen Politik.

Eine Übersicht der erhältlichen Materialien aus dem Seminar (Dokumentation, Vorträge, spirituelle Impulse oder ein Quiz für einen Zweigvereinsabend) findet sich auf der Internetseite: www.landfrauenvereinigung.de

Anregungen aus dem Seminar für Zweigvereine des KDFB:

  • In der Gemeinde eine Bürger*innenversammlung zum Thema „Leerstände im Dorf und Flächensparen“ beantragen.
  • Eine Pfarrversammlung mit kirchlichen Umweltbeauftragten bei der Pfarrei fordern, um zu erfahren, welche kirchlichen Liegenschaften die Pfarrei besitzt und ob die Selbstverpflichtung zu Umweltauflagen der Bischofskonferenz 2016 mit dem Titel „Der bedrohte Boden“ in der Pfarrei umgesetzt wird.

Autorin: Barbara Meier de Florez
aus: KDFB engagiert 4/21

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