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Was tun die denn da?

Was tun die da eigentlich?, fragen sich viele Eltern. Foto: klicksafe/Philipp Pongratz

14.06.2018

Paluten, Bianca Heinicke, Julian Bam, die Lochis – auch wenn Erwachsene häufig nur fragend schauen, ha­ben diese Namen im Me­dienalltag von Heranwachsenden einen festen Platz. Es sind Stars, die im Internet vielbeachtete Filme auf der Videoplattform YouTube veröffentlichen.

Die Filme werden oft mehr als eine Million Mal angeklickt. Gerade für Kinder ab elf Jahren ersetzt die Videoplattform das Fernsehen mehr und mehr. Aber wie kann Me­dienerziehung aussehen, wenn Kinder und Eltern von verschiedenen Dingen sprechen?

Auf der Plattform YouTube findet sich eine riesige Bandbreite an Filmen. Was vor 13 Jahren klein begann, ist mittlerweile stark professionalisiert. Ob man Inhalte für den Erdkundeunterricht sucht, ein Fitness-Workout für zu Hause, Schminktipps, eine Anleitung, um ein Regal aufzubauen, oder Musikvideos – es gibt kaum ein Thema, bei dem man nicht fündig wird. 

Nicht jugendgerechte Filme sind leicht zugänglich

Doch YouTube hat auch ganz eigene Video-Genres: Sogenannte Pranks, also Streiche, die jemandem gespielt werden, erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit. Das belegt eine Studie des me­dienpädagogischen Programmratgebers Flimmo. Häufig angeklickt werden auch sogenannte Let’s Play-Videos. Das sind Filme, in denen man Tipps für sein Lieblingscomputerspiel erhält. Dass Inhalte, die nicht ju­gendgerecht sind, oft nur wenige Klicks weiter zu finden sind, beunruhigt viele Eltern. Bedingte Abhilfe schafft eine Jugendschutzsoftware, die man installieren kann. Doch für Jörg Kabierske aus Re­gensburg löst das allein das Problem nicht. Kabierske, der Schüler, Lehrer und El­tern deutschlandweit in Me-diensicherheit schult, rät vielmehr, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Denn der Nachwuchs komme nicht nur am eigenen filtergeschützten Gerät mit der digitalen Welt in Berührung, sondern auch bei Freunden oder in der Stadtbücherei. Deshalb müsse er unbedingt lernen, damit umzugehen.

Eine Schutz-Software ist nicht die beste Lösung

Statt nur mit einer Schutz-Software Mauern hochzuziehen, plädiert der Medienexperte dafür, die Kinder zu begleiten und ein Bewusstsein für Inhalte zu schaffen. Bei Grundschulkindern hält Jörg Kabierske es für sinnvoll, mit dem Kind gemeinsam Filme auf YouTube an­zuschauen, sodass der Er­wachsene jederzeit kommen­tierend eingreifen kann. „Bei Kindern ab der 5. Klasse sollte man die Leine länger lassen. Eltern sollten anerkennen, dass ihre Kinder YouTube genauso brauchen wie Wikipedia und Google. Aber man kann vereinbaren, dass sie sich bei den Eltern melden, wenn sie ins Netz gehen, und sagen, was sie dort ansehen möchten. Wenn sie wieder offline ge­hen, sollten sie sich wieder abmelden und sagen, ob es irgendetwas gab, was sie beschäftigt hat.“

Für Grundschulkinder: nicht mehr als 30 Minuten Internet pro Tag

Den erhobenen Zeigefinger sucht man bei Jörg Kabierske vergeblich. Dafür ist ihm umso wichtiger, den Blick auf die Zeit zu richten, die Kinder vor dem Bildschirm sitzen. „Grundschulkinder sollten nicht mehr als 30 Minuten am Rechner oder Handy verbringen. Sobald die Kinder Nachrichtendienste wie WhatsApp zusätzlich nutzen, geht die Zeit nach oben. Aber mehr als eineinhalb Stunden sollten es bei Fünftklässlern nicht sein.“ Seine Tipps: bei jüngeren Kindern mit Prepaidkarten surfen, WLAN zu Hause nur zu bestimmten Zeiten einschalten, das Gerät dem Kind nicht schenken, sondern nur leihen, damit man darüber leichter verfügen kann. Und wenn alles nichts hilf, „die elterliche Angst auch mal überwinden, das Gerät zeitweise ab­zunehmen“.  

Ein schnell umzusetzender Tipp, um Kinder besser zu verstehen: Eltern können einen freien Vormittag dafür nutzen, sich neben ihr Kind zu setzen und sich mit echtem Interesse die Lieblings-YouTuber zeigen zu lassen. Dabei kann man besser ins Gespräch kommen als bei alltäglichen Kämpfen um die Bildschirmzeit.  

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Autorin: Claudia Klement-Rückel
aus KDFB Engagiert 6/2018

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