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Ohne Mütter keine Zukunft: Ein Plädoyer für die Anerkennung mütterlicher Lebensleistung

03.04.2025

Obwohl Mütter Kinder erziehen, Angehörige pflegen und das Fundament dieser Gesellschaft stärken, sind sie von finanziellen Nachteilen und Altersarmut bedroht. Wie sich der Frauenbund dafür einsetzt, endlich die Lebensleistung von Müttern gerecht anzuerkennen.

„Manchmal frage ich mich, wann ich selbst mal durchatmen darf. Ich arbeite, kümmere mich um meine drei Kinder, ich koche, wasche, tröste. Und wenn der Tag fast vorbei ist, fahre ich zu meiner Mutter, die ohne meine Hilfe nicht mehr zurechtkommt. Ich mache das alles aus Liebe“, sagt Sonja Frey aus Troisdorf. Aber Liebe zahlt später keine Rente. „Dass meine Lebensleistung im Alter nicht zählt, fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an.“ Wie kann es sein, dass diejenigen, die unsere Gesellschaft großziehen, am Ende mit leeren Händen dastehen?

So wie die 51-Jährige leisten Millionen Mütter einen unschätzbaren Beitrag für die Gesellschaft. Sie schenken Zeit, Liebe und Kraft, erziehen Kinder, halten Familien zusammen und übernehmen Verantwortung, die weit über den eigenen Haushalt hinausgeht. Doch wenn es um ihre eigene Absicherung im Alter geht, wird ihre Lebensleistung nicht anerkannt: Frauen, die aufgrund von Kindererziehung und Pflege von Angehörigen in Teilzeit arbeiten oder zeitweise aus dem Beruf aussteigen, verdienen weniger und zahlen auch weniger in die Rentenkasse ein. Die Folgen sind finanzielle Nachteile und Altersarmut.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Der KDFB kämpft seit Jahrzehnten für die gerechte Anerkennung von Erziehungszeiten bei der Rente. Denn wer für kommende Generationen sorgt, darf im Alter nicht benachteiligt werden. Das ist eine Frage von Gerechtigkeit und Respekt vor der Lebensleistung jeder Mutter.

Bereits 2014, bei der Einführung der sogenannten Mütterrente, spielte der Frauenbund eine maßgebliche Rolle: Über Jahre hinweg hatte sich der KDFB für die Berücksichtigung der Erziehungsarbeit von Müttern und Vätern im Rentensystem eingesetzt und dafür gekämpft, dass Eltern, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, ebenfalls eine Rentenaufwertung erhalten. Am 6. Juli 2018 überreichte der Frauenbund zusammen mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands die Petition mit über 200 000 Unterschriften an den damaligen Bundessozialminister, um gegen die geplante Einschränkung zu protestieren, die den dritten Entgeltpunkt nur Müttern mit drei oder mehr Kindern gewähren sollte. Die ehemalige KDFB Landesverbandvorsitzende und Staatsministerin a.D. Emilia Müller betont: „Durch Verbände wie den Frauenbund haben wir in der Politik Gewicht für unser Anliegen. Das ist entscheidend.“

Der lange Weg zur Mütterrente zeigt, dass soziale Gerechtigkeit oft mühsam errungen werden muss und verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass engagierte Verbände und Organisationen auch weiterhin dafür eintreten – denn ohne diesen beharrlichen Einsatz blieben viele Missstände bestehen. Gerade in einer Gesellschaft, die von Gleichberechtigung und sozialem Ausgleich profitieren möchte, ist es unabdingbar, dass weiterhin für die Rechte von Frauen gekämpft wird. Dieses Engagement sorgt nicht nur für konkrete Verbesserungen, sondern setzt auch ein starkes Zeichen dafür, dass Care-Arbeit als Fundament unserer Gesellschaft anerkannt und wertgeschätzt werden muss.

Durchatmen und Kraft schöpfen

Einmal im Jahr, nämlich am Muttertag, gibt es Blumen, liebe Worte, kleine Gesten der Anerkennung. Doch was ist mit den restlichen 364 Tagen? Die Erziehungsarbeit von Eltern, insbesondere von Müttern, verdient weit mehr als nur einen Tag der Anerkennung. Sie ist eine grundlegende Säule unserer Gesellschaft und sollte das ganze Jahr über wertgeschätzt werden. Dazu gehören auch eine bessere finanzielle Absicherung für Eltern, gerechtere Rentenregelungen und eine Politik, die Familienarbeit als essenziellen Beitrag zum Gemeinwohl begreift. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und die Weichen so zu stellen, dass Eltern nicht nur Verantwortung tragen, sondern auch die entsprechende Wertschätzung erhalten.

75 Jahre Müttergenesungswerk 

Aber die Realität spiegelt sich nicht zuletzt auch im Jubiläum des Müttergenesungswerkes wider: Seit 75 Jahren fängt es Mütter auf, die erkranken, weil die gesellschaftliche Wirklichkeit sie in die völlige Erschöpfung treibt.

1950 gegründet, nehmen jährlich mehr als 50 000 Mütter und rund 70 000 Kinder an Mütter- und Mutter-Kind-Kuren teil, die in über 70 Kliniken bundesweit angeboten werden. Der KDFB unterstützt das Müttergenesungswerk seit seiner Gründung vor 75 Jahren. Seine Bedeutung ist heute wichtiger denn je. Gerade in einer Zeit, in der Mütter oft versuchen, mehreren Rollen – Erzieherin, Berufstätige, Partnerin – gerecht zu werden, ist die Nachfrage nach solchen Angeboten gestiegen. Was jedoch ausbleibt, ist eine längst überfällige Antwort von Politik und Gesellschaft an Mütter: eine echte, finanzielle Anerkennung ihrer Lebensleistung. Ohne Mütter keine Zukunft. Nur eine Gesellschaft, die das realisiert, kann wirklich zukunftsfähig sein.

Mütterrente: Wichtige Fakten auf einen Blick

Im Mittelpunkt der Mütterrente stehen die Rentenpunkte, die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder gutgeschrieben werden: So erhalten seit Juli 2014 Eltern, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, zwei Rentenpunkte.

Die starke Stimme des KDFB trug 2019 zu einem weiteren Teilerfolg bei: Seitdem gibt es 2,5 Rentenpunkte pro Kind, das vor 1992 geboren wurde, also einen halben Rentenpunkt mehr. Die Rentenpunkte wirken sich direkt auf die Höhe der späteren Altersbezüge aus.

  • Rentenpunkte für Eltern: Anerkennung von Erziehungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung
  • vor 1992 geborene Kinder: 2,5 Rentenpunkte pro Kind seit 2019
  • ab 1992 geborene Kinder: 3 Rentenpunkte pro Kind
  • Wert eines Rentenpunkts: 39,32 Euro pro Monat (Stand 2024)
  • Rentenerhöhung durch Mütterrente:
    2,5 Rentenpunkte = 98,30 Euro mehr pro Monat
    3 Rentenpunkte = 117,96 Euro mehr pro Monat

 


Autorin: Andrea Bala

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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