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Klicks mit Sinn

01.08.2024

Ob besondere Gottesdienste, christliche Sinnfluencer oder Gebetstexte aus weiblichem Blickwinkel – in den sozialen Medien können Suchende immer mehr spirituelle Inhalte finden.

Kirchenbänke bleiben häufig leer, offenbar spricht viele der klassische Sonntagsgottesdienst nicht mehr an. „Es ist gut, wenn wir einen Weg und eine Sprache finden, wie wir die Menschen dennoch erreichen können“, sagt Theresa Brückner. Die 37-Jährige ist evangelische Pfarrerin im digitalen Bereich. Es sei eine weitsichtige Entscheidung ihres Berliner Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg gewesen, eine derartige Stelle einzurichten, findet sie. Und so postet Theresa Brückner zum einen Inhalte zu Glaubensthemen und Feiertagen, führt aber auch online seelsorgerliche Gespräche.

Wichtig: sich klar machen, von wem das Angebot stammt

Warum die Kirche ins Digitale gehen sollte, liegt für sie auf der Hand: „Weil die Menschen dort sind.“ Gerade junge Leute verbringen Stunden auf TikTok, Instagram und YouTube. „Digitale Angebote ziehen zudem niemanden von den analogen Angeboten ab. Es ist höchstens umgekehrt. Durch digitale Angebote finden Menschen wieder Interesse an den Themen und suchen auch vor Ort Kontakte zur Gemeinde. Ich höre immer mal wieder: ‚Das hat mir Mut gemacht, da hinzugehen‘“, berichtet sie.
Theresa Brückner lehrt auch „Crossmediale Glaubenskommunikation“ an der Ruhruniversität Bochum. Evangelische wie katholische kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lassen sich dort schulen. „Wir haben uns als Kirche durch die Jahrhunderte immer überlegt, wie wir die Botschaft von Jesus an die Menschen bringen. Wir haben uns auch nicht dem Buchdruck verweigert, als der aufkam. Genauso ist es jetzt mit den sozialen Medien.“ Denn auch wenn viele nicht mehr die Kirchen aufsuchen − die spirituelle Ansprechbarkeit bleibt. Und die Corona-Pandemie hat digitalen Angeboten einen anderen Stellenwert verschafft, weil die Bereitschaft, solche wahrzunehmen, innerhalb kürzester Zeit nach oben schnellte.

Anders sprechen als im Gemeindegottesdienst

Was sich für Theresa Brückner online deutlich unterscheidet, ist die Sprache: „Ich muss in den sozialen Medien anders sprechen als im Gemeindegottesdienst. Manche Wörter, die wir innerhalb von Kirchengemeinden selbstverständlich verwenden, sind für viele Menschen nicht verständlich. Ich versuche, mich so auszudrücken, dass mich auch Menschen, die mit kirchlichen Begriffen nicht vertraut sind, verstehen. Sonst haben kirchliche Sprachcodes leicht einen ausgrenzenden Charakter. Das wirkt sich mittlerweile auch auf ihre Sprache in den Präsenz-Gottesdiensten aus: „Ich frage mich häufiger, wie erkläre ich in einfachen Worten, was ich mache.“ Ein Online-Gottesdienstformat gestaltet die junge Pfarrerin ebenfalls mit. „Es hat ja einen Grund, wenn Menschen nicht in ihre Gemeinde gehen. Das Digitale kann dann auch so eine Art Auffangbecken sein.“ Und man könne auch teilnehmen, wenn man vor Ort kein entsprechendes Angebot finde, das sei ein großer Vorteil.
Mit achtsamer Sprache in liturgischen und Gebetstexten online befasst sich auch die Frauenseelsorgerin Annette Jantzen aus dem Bistum Aachen. Bei ihr liegt der Schwerpunkt auf der weiblichen Perspektive.
Beim Nutzen von digitalen Inhalten ist ihr wichtig, dass die Quellen transparent sein müssen. „Man sollte immer das Impressum beachten und sich klarmachen, von wem das Angebot stammt“, betont sie. Ein Rat, den auch Pfarrerin Theresa Brückner unterstreicht. „Natürlich gibt es im Netz auch fundamentalistische Angebote, deshalb sollte man unbedingt nachforschen, wer da postet. So lässt sich spirituellem Missbrauch aus dem Weg gehen.“

Claudia Klement-Rückel

  • Der Blog: Gotteswort, weiblich

    Am Anfang war da lediglich so ein Gefühl: Nur wenn die Sprache in der Liturgie geschlechtergerecht ist, wird es Schritte in Richtung einer geschlechtergerechten Kirche geben …
    Annette Jantzen ist Frauenseelsorgerin im Bistum Aachen und promovierte Theologin. Immer wieder fiel ihr in Gottesdiensten auf, wie einseitig männlich und patriarchal die Sprache in der Liturgie geprägt ist. Von Gott als Herr, als Herrscher und als Allmächtiger ist dort die Rede.
    Durch ihre Arbeit wusste sie, dass vielen Frauen das Beten mit solchen Sprachbildern schwerfällt. Und da ihr als Frauenseelsorgerin natürlich daran gelegen ist, Frauen das Gottesdienstfeiern so zu ermöglichen, dass sie sich damit gemeint fühlen, entstand die Idee zu „Gotteswort, weiblich“. Im mittlerweile fünften Jahr bietet sie in diesem Blog Sonntag für Sonntag Übersetzungen von Bibeltexten, Auslegungen und Gebete an, die geschlechtergerechter sind. „So versuche ich Gottesbilder zu weiten. Wenn ich mich auf das immer gleiche Gottesbild beschränke, verpasse ich meines Erachtens viel von Gott. Auch ich durfte in den vergangenen Jahren viel Weite erfahren durch diese Arbeit.“
    In erster Linie war der Blog gedacht für Multiplikatorinnen in den Kirchengemeinden, also Leiterinnen von Wortgottesfeiern oder Lektorinnen. Diese Frauen will Annette Jantzen auf ihrer Internetseite mit aktuellen Beiträgen passend zur Leseordnung der Kirche unterstützen. Sie verwenden die Texte dann für ihre Gottesdienstvorbereitung. Deshalb stehen immer freitags die Texte für den kommenden Sonntag bereit. Doch „Gotteswort, weiblich“ hat Kreise gezogen. „Ich bekomme mittlerweile Zuschriften aus dem ganzen Land, längst nicht mehr nur aus meinem Bistum“, sagt Annette Jantzen. „In meinen Texten spreche ich Gott an mit ,Gottheit‘, ,Ewige‘, ,Gott, die in allen mächtig bleibt‘, ,Hirtin‘ und so weiter. Ich wünsche mir, dass den Leuten das Herz aufgeht, wenn sie diese Übersetzungen hören oder lesen.“
    Mittlerweile sind zur Internetseite www.gotteswort-weiblich.de noch ein Instagram-Kanal und eine Facebook-Seite dazugekommen.
    Auch ein Grund, warum Annette Jantzens Angebot sehr gut angenommen wird: die hohe Verlässlichkeit. „Sonst kommen die Leute nicht wieder. Der Blog ist in all der Zeit noch keinen Sonntag ausgefallen.“

  • Achtsam im Alltag: Spiritea

    Spiritea ist ein Online-Angebot von katholisch.de, dem Online-Portal der katholischen Kirche. Interessierte können hier Texte für eine kurze Auszeit vom Alltag entdecken. Eben für eine Tasse Tee zwischendurch, bei der man sich auch noch eine Erfrischung für die Seele gönnt.
    Gegliedert sind die stetig wachsenden Beiträge in die Bereiche: „Innere Ruhe“, „Spiritualität“ und „Gutes Leben“.Die Idee dahinter: Eine Teelänge Zeit für Ruhe und Besinnung kann ausreichen, um für sich selbst wieder die eigene Mitte zu finden. Spirituelle Texte können über Selbstreflexion zum inneren Gleichgewicht verhelfen.
    Zu den Autorinnen gehört auch Sr. Gabriela Zinkl. Die Frauenbundfrau war früher Mitglied des Bundesvorstands des KDFB und lebt heute in der Jerusalemer Niederlassung der Borromäerinnen.
    https://spiritea.katholisch.de/

  • Auf den Punkt: Sketch Bibel

    Die Bibel auf den Punkt bringen und auf das Papier, das ist das Ziel der Theolog*innen von Sketch Bibel. Theologische Aussagen knapp rüberbringen, ohne dabei zu vereinfachen. Nicht lange predigen, sondern in wenigen Minuten den Inhalt des Evangeliums in die heutige
    Zeit übersetzen und mit kreativen Zeichnungen an-
    schaulich machen. Der katholische Pastoralreferent Helmut Jansen und die Theologin und KDFB-Frau Esther Göbel wollen sich mit ihren Sketchnotes zur Bibel unter www.sketch-bibel.de kritisch mit den Texten auseinandersetzen und den christlichen Glauben auf seine Alltagsrelevanz abklopfen. Eine Herausforderung, die ihnen mit der Sketch Bibel geglückt ist. Sie bietet einen frischen Zugang zu biblischen Texten, der dazu einlädt, sich einmal anders mit der Bibel zu befassen. Wer sich offline auch noch mit den eingängigen Zeichnungen beschäftigen möchte, kann das mit den Buchausgaben zum jeweilgen Lesejahr tun: Esther Göbel/Helmut Jansen: Die Bibel in Sketchnotes. Echter, 2023, 16,90 Euro.

  • Gemeinde im Netz: DA-ZWISCHEN

    DA-ZWISCHEN ist eine Online-Gemeinde: ein digitales Angebot für Menschen, die in ihrem Alltag auf der Suche nach Spiritualität sind. Der Gedanke dahinter: Gott ist zwischen den vielen kleinen und großen Dingen, die sich im Leben ereignen. Die „Netzgemeinde” möchte dabei helfen, im Alltag Gott zu entdecken. Herzstück der Netzgemeinde ist die Begleitung der Alltagswoche durch einen ersten WhatsApp-Impuls am Montagmorgen und einen Abschlussimpuls am Freitagabend.
    Doch auch spezielle Aktionen in Fastenzeit oder Advent gehören dazu. Getragen und organisiert wird das digitale Angebot mittlerweile von einem Team aus Freiwilligen und Mitarbeiter*innen der katholischen Bistümer Speyer, Würzburg, Köln, Trier, Freiburg und der Evangelischen Landeskirche in Baden.

  • Gottesdienst feiern: Brot & Liebe

    Gemeinsam Gottesdienst feiern, über Länder- und Kirchengrenzen hinweg. In einer Sprache, die verständlich ist, mit
    vielen Geschichten über Gott und die Welt, egal, wo man sich gerade aufhält. Das wird Wirklichkeit bei „Brot & Liebe“, einem
    gemeinsamen Projekt der katholischen Kirche in Luzern und dem Berliner Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg rund um Theresa Brückner.
    Getroffen wird sich bei Zoom. „Brot & Liebe“ ist ein Gottesdienst im digitalen Raum. Ob man dabei sichtbar teilnimmt oder nicht, bleibt je nach Bedürfnis jeder und jedem selbst überlassen. Geteilt werden Brot, Liebe und Geschichten. Bei jedem Gottesdienst, der zweimal
    im Monat am Sonntagabend, jeweils um 20 Uhr, stattfindet, steht ein anderes Thema im Mittelpunkt.
    Mitfeiernde sollen bereithalten: eine Schnur, eine Kerze, Brot und Wein, oder alternativ etwas anderes zum Essen und Trinken.

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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