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Hauptsache wild

03.06.2024

Wildpflanzen geben der Sommerküche einen schmackhaften Kick und machen sich auch im Garten gut. Es lohnt sich, eine wilde Ecke im hausnahen Grün anzulegen.

Südtiroler Brennnessel-Knödel

Die Große Brennnessel ist als Wildpflanze ein Multitalent: nährstoffreich, schmackhaft, in der Ernte ergiebig. Sie ist vor allem an Waldrändern, Waldwegen und Hecken zu finden. Bis spät in den Herbst kann man ihre Triebspitzen ernten, und im Vorfrühling treibt sie schon wieder aus. Brennnesselblätter schmecken kräftig. Blätter und junge Triebe sind ideal für einen grünen Smoothie und bilden die perfekte Grundlage für Eintöpfe, Spinatgerichte, Suppen und Knödel. Am besten, Sie tragen Küchenhandschuhe zum Ernten und Verarbeiten der Blätter.

ZUTATEN (für sechs Knödel):
150 g Brennnesselblätter, 5 altbackene Semmeln (etwa 220 g), 100 ml Milch,
1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 40 g Butter, 3 Eier, Salz und Pfeffer,
1 Messerspitze geriebene Muskatnuss, 2 EL Mehl, 40 g Parmesan, 60 g Butter

ZUBEREITUNG:
Wasser aufkochen, die Brennnesselblätter darin drei bis vier Minuten blanchieren und zum Abtropfen in ein Sieb geben.
Semmeln in kleine Würfel schneiden. Die Milch erwärmen, über die Semmelwürfel geben und
locker durchmischen. Die Zwiebel und den Knoblauch fein schneiden und in Butter glasig dünsten. Die blanchierten Brennnesselblätter gut ausdrücken, klein schneiden und alles zusammen mit den Eiern locker unter das Knödelbrot mischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, das Mehl drüberstreuen und alles gut vermengen.
In einem großen Topf Wasser zum Kochen bringen, salzen, mit nassen Händen Knödel formen und zehn Minuten im heißen Wasser ziehen lassen. Nicht mehr kochen.
Die Brennnessel-Knödel mit zerlassener, gebräunter Butter und geriebenem Parmesan bestreut servieren.

Wilde Ecken im Garten

Wiesensalbei

Was passiert eigentlich, wenn Sie in Ihrem Garten bewusst Wildwuchs zulassen? Wenn Sie einen Platz reservieren, wo sich Pflanzen ungestört entwickeln können? Lassen Sie sich überraschen, was die Natur hervorbringt.
Wählen Sie für Ihr Experiment einen Platz, der nicht anderweitig genutzt wird, sei es am Zaun, hinter dem Komposthaufen, am Heckensaum, an sonnigen oder schattigen Standorten. Je unterschiedlicher, desto besser. Viele heimische Pflanzen ziehen von alleine ein. Sie suchen sich den Standort, der zu ihnen passt. Gerade die ein- und zweijährigen Wildblumen wie Klatschmohn, Kornblume oder Königskerze sind Spezialisten im Wandern. Sie verschwinden an einem Standort und tauchen anderswo wieder auf. Sie fassen Fuß auf der kahlen Stelle, wo nie etwas wachsen wollte.
Auch Brennnessel, Taubnessel, Hahnenfuß, Löwenzahn, Klee und Giersch sind genügsame Gäste und ziehen Tiere an. Die Brennnessel beispielsweise dient den Raupen von 36 Schmetterlingsarten als Futterquelle. Für einige Tagfalter ist sie sogar die einzige Nahrung. Auch der Giersch ernährt Bienen und Falter. Solch ein kleiner Nationalpark ist pflegeleicht und bringt mehr Vielfalt und Schönheit ins hausnahe Grün. Stören Sie die wilden Ecken so wenig wie möglich. Schneiden Sie die Pflanzen höchstens einmal im Jahr zurück, bevorzugt im Frühjahr. Empfohlen wird allerdings, invasive Neophyten zu entfernen, also sich stark ausbreitende, nicht heimische Arten wie etwa das Indische Springkraut. Mehr zum Stichwort „Neophyten“ unter www.bund.net
Wer möchte, kann im wilden Eck heimische Wildblumen aussäen. Im Internet werden Mischungen von Wildblumensamen angeboten (siehe Tipp unten). Die Aussaat erfolgt oberflächlich, die oft winzigen Samen müssen nicht in den Boden eingearbeitet werden. Viele Mischungen enthalten Samen von Wilder Möhre, Wiesen-Salbei und Ochsenauge, allesamt wertvolle Nahrungsquellen für Insekten. Die Wilde Möhre beispielsweise ist eine Pollenpflanze für Fliegen und Käfer, der Wiesen-Salbei bietet nektarreiche Blüten für Hummeln, und das Ochsenauge ernährt im Spätsommer Wildbienen und Schmetterlinge.

Ochsenauge

Bedenken Sie: Wildblumenparadiese brauchen Zeit, sich zu entfalten, oft zeigt sich die volle Blütenpracht erst im zweiten Jahr. Und: Die wilde Ecke ist nie fertig, sie entwickelt sich immer weiter.

Tipp: Für mehr Vielfalt in Garten und Balkon setzt sich der Naturschutzbund ein. In seinem Onlineshop www.nabu-shop.de gibt es biozertifiziertes Saatgut zu bestellen.

Buchtipps

Das Rezept stammt aus dem Buch „Wildkräuter-Kochschule“ von Susanne Hansch,
Ulmer Verlag, 2023, 38 Euro.

 

Eine Anleitung für naturnahes Gärtnern bietet das Buch „Wilde Ecken für jeden Garten“ von Nina Keller,
GU Verlag, 2024, 22,99 Euro.

 

Autorin: Eva-Maria Gras

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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