Gerade jetzt: Weil jede Stimme zählt

„Gleichberechtigung, Unabhängigkeit, Gewaltschutz und Gesundheit für alle“: Anlässlich der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar stellt der KDFB seine zentralen Standpunkte in den Vordergrund. Mit seinem Wahlaufruf betont der Verband einmal mehr die Bedeutung eines starken politischen Engagements von Frauen. Wie sehr der heutige Alltag bereits politisch geprägt ist – und warum es gerade jetzt entscheidend ist, dass Frauen ihre Stimme bewusst, gezielt und wirkungsvoll einsetzen.
Ob man zu regionalen Tomaten und zur Fair-Trade-Schokolade greift, jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt oder den Urlaub auf dem Bio-Bauernhof verbringt: Jede Entscheidung, die im Alltag oftmals unbewusst getroffen wird, ist mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten verbunden. „Unser Alltag und wir alle sind viel politischer, als wir vielleicht denken“, sagt Anne-Marie Ederer, stellvertretende Landesvorsitzende des KDFB. „Politik findet im Alltag – in der Familie, in den Elternbeiräten, in Vereinen und Verbänden, im Stadtrat – und schließlich auch in Parlamenten statt. Wenn Menschen miteinander reden, machen sie Politik. Wenn Regeln für Gruppen aufgestellt werden und wenn über etwas entschieden wird, ist das Politik“, so Ederer.
Bewusst wurde ihr diese Tatsache, als sie 1993 in ihrem Zweigverein in Grafenau damit begann, sich für den KDFB zu engagieren. Ob nun Kinderkleiderbasare veranstaltet wurden, junge Mütter dringend einen Babysitter benötigten oder ob es um den regionalen Einkauf ging: „Die damalige Vorsitzende des Zweigvereins hatte nicht nur ein offenes Ohr für die persönlichen Anliegen der jungen Frauen, sie war auch immer bereit, Lösungen für die jeweiligen Bedürfnisse anzubieten und unsere Ideen in die Tat umzusetzen“, erinnert sich Anne-Marie Ederer. Diese „gelebte Demokratie“ sei das Fundament für ein gelingendes, wertschätzendes Miteinander, das auch den KDFB ausmache. „Wir sind nicht nur durch unsere Wahl an der Wahlurne politisch, sondern vor allem durch unser tägliches Handeln. Dabei sind Frauenbundfrauen viel politischer, als viele von uns denken würden, weil wir eben KDFB-Mitglieder sind“, so Ederer. „Meiner Meinung nach sollten wir diese Macht bewusster einsetzen – und wenn nötig dazu auch die verschiedenen Parteien in die Pflicht nehmen.“
„Wir sind nicht nur durch unsere Wahl an der Wahlurne politisch, sondern vor allem durch unser tägliches Handeln.“
Ob als Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht oder als Initiatorinnen sozialer Bewegungen: Frauen prägen immer wieder politische Entwicklungen, manchmal im Stillen und hinter den Kulissen, oft auch laut und im Vordergrund. „Vor allem Frauen haben in der Geschichte gezeigt, wie wichtig es ist, sich politisch zu engagieren und sich dadurch für gesellschaftliche Veränderungen starkzumachen“, sagt KDFB-Präsidentin Anja Karliczek, die seit 2013 auch Mitglied des Deutschen Bundestags ist. „Politisch zu handeln, bedeutet für mich vor allem, Verantwortung zu übernehmen – für uns selbst und für die Gemeinschaft.“ Gerade in der heutigen Zeit sei es entscheidend, dass Frauen sich im politischen Alltag Gehör verschaffen, sagt Karliczek. „Ich denke da zum Beispiel an die hohe Zahl von Frauen, die durch männliche Gewalt ihr Leben verlieren. Fast jeden Tag geschieht ein Femizid bei uns“, so die KDFB-Präsidentin. „Frauen müssen gerade jetzt auf politischer und sozialer Ebene um ihre Rechte kämpfen, die Stimme erheben, so wie wir es auch in unserem Verband tun“, unterstreicht Karliczek.
„Fast jeden Tag geschieht ein Femizid bei uns.“
Besonders im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl sollten Frauen in Deutschland ihre politischen Rechte nutzen und Politik aktiv mitgestalten, sei es durch die Wahlbeteiligung oder durch das direkte Engagement in politischen Gremien und Initiativen, ist auch die Auffassung von KDFB-Vizepräsidentin Monika Arzberger, die thematisch unter anderem für den Bereich Gesellschaftspolitik und für die Weiterentwicklung der Satzung des Verbandes zuständig ist. „Das bedeutet Demokratie für mich“, sagt Arzberger. „Dass jeder Mensch eine Stimme hat und diese auch einsetzt, um aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft teilzuhaben. Sie schafft die Grundlage für Gleichberechtigung und gibt uns die Möglichkeit, eine Gesellschaft zu formen, in der alle die gleichen Rechte und Chancen haben.“
Anlässlich der nun anstehenden Bundestagswahl rückt der KDFB mit seinem Wahlaufruf seine zentralen Anliegen in den Fokus. Die wichtigen Themenbereiche Geschlechtergerechtigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, Gewaltschutz und geschlechtergerechte Gesundheit stehen dabei im Mittelpunkt. „Diese Themen sind die Grundlage für eine Gesellschaft, in der Frauen selbstbestimmt und sicher leben können“, betont Monika Arzberger. „Ihre Umsetzung stärkt die Gesellschaft als Ganzes, denn sie sind entscheidend, um gleiche Rechte und Chancen für alle Menschen zu verwirklichen, unabhängig vom Geschlecht.“ Der Wahlaufruf könne Frauenbundfrauen eine klare Orientierung zu zentralen frauenpolitischen Themen und KDFB-Forderungen bieten. „Gleichzeitig unterstützt er sich dabei, Wahlprogramme kritisch zu prüfen und ihre eigene Entscheidung gut informiert zu treffen“, so Arzberger. Wenn KDFB-Frauen zusätzlich den Wahlaufruf aktiv verbreiten, könnten sie auch noch dazu beitragen, andere Menschen für diese Themen zu sensibilisieren und sie zum Wählen motivieren. „Das politische Engagement der Frauenbundfrauen ist heute wichtiger denn je“, bekräftigt Monika Arzberger. „Der zunehmende Antifeminismus, der wachsende Populismus sowie die Rückschläge durch die Corona-Krise gefährden hart erkämpfte Fortschritte in der Gleichstellungspolitik. Gerade jetzt müssen wir als Frauenbundfrauen wachsam bleiben und uns aktiv für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieser Rechte einsetzen, um künftige Rückschritte zu verhindern und neue Fortschritte zu erzielen.“
Seit seiner Gründung im Jahr 1903 setzt sich der Frauenbund auf vielfältige Weise für die Rechte der Frauen, für soziale Gerechtigkeit und für eine stärkere politische Beteiligung von Frauen ein. Das Engagement für Gleichstellung und Chancengleichheit sowie die Stärkung der Frauenrechte in allen gesellschaftlichen Bereichen sind nur einige der vielen Themen,
die der KDFB aufgreift.
„Gerade jetzt müssen wir als Frauenbundfrauen wachsam bleiben und uns aktiv für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieser Rechte einsetzen, um künftige Rückschritte zu verhindern und neue Fortschritte zu erzielen.“
So ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen des KDFB, das vor allem für Frauen von großer Bedeutung ist. Eine gerechtere Rentenpolitik und mehr Chancengleichheit im Bildungssystem sind ebenfalls nicht nur theoretische, sondern konkrete Forderungen, die das Leben von Frauen in Deutschland beeinflussen und verbessern können – und für die der Frauenbund sich wiederholt starkmacht. Der KDFB engagiert sich zudem gegen Gewalt an Frauen: So hat die Bundesdelegiertenversammlung im Oktober 2024 den Beschluss „Gewalt an Frauen stoppen – Femizide verhindern!“ verabschiedet. Darin werden umfassende Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und zur Stärkung der Rechte von Frauen gefordert. Zudem werden die politisch Verantwortlichen dazu angehalten, die Istanbul-Konvention zum vollständigen Schutz vor Gewalt an Frauen endlich umzusetzen. „Zentral ist für uns auch, dass ein bundesweit geltendes Gesetz eingeführt wird, das das Recht auf Schutz vor Gewalt für Frauen und deren Kinder absichert und einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellt“, unterstreicht Monika Arzberger.
Für eine starke Demokratie
Aufgrund der bevorstehenden Wahlen ruft der Frauenbund jetzt dazu auf, angesichts rechtspopulistischer, antidemokratischer und antifeministischer Bewegungen, wie sie zuletzt auch im Kontext der Europawahl sichtbar wurden, demokratische Regierungsformen entschlossen zu schützen. „Demokratie lebt von Vielfalt, Freiheit und Gleichberechtigung, von Werten, die durch Ausgrenzungspolitik und Hass bedroht werden“, fasst Anne-Marie Ederer zusammen. „Parteien und Organisationen, die gezielt Frauen, Minderheiten, Flüchtlinge oder andere Gruppen diskriminieren, gefährden den sozialen Zusammenhalt und die Grundrechte aller. Es liegt in unserer Verantwortung, aktiv für eine offene und gerechte Gesellschaft einzutreten. Und denken wir immer daran: Ehrenamtliches Engagement gibt es nur in einer Demokratie.“
Auch Monika Arzberger ist überzeugt: „Demokratie kann nur durch die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger existieren. Nutzen wir also unsere Stimme – nicht nur am Wahltag, sondern jeden Tag. Denn starke Frauen machen eine starke Demokratie aus.“
KDFB-Wahlaufruf zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025
Demokratie braucht Geschlechtergerechtigkeit
Eine starke Demokratie lebt von Solidarität, Respekt und der gleichen Teilhabe aller Menschen. Frauen müssen gleichberechtigt an politischen Entscheidungen mitwirken und ihre Rechte durchsetzen können. Vielfalt, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit müssen selbstverständlich sein.
Stimme für:
- ein bundesweites Paritätsgesetz zur gleichen Repräsentation von Frauen und Männern,
- verpflichtende Gleichstellungs-Checks für alle Gesetzesvorhaben,
- entschlossenes Handeln gegen antifeministische und antidemokratische Strömungen,
- die Überprüfung haushaltspolitischer Entscheidungen auf Bundesebene auf deren Auswirkungen für Frauen und Männer;
Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen
Gleiche Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind unerlässlich für die wirtschaftliche Eigenständigkeit von Frauen. Hierfür müssen finanzielle Anreize geschaffen werden, auch um veraltete Rollenbilder zu überwinden.
Stimme für:
- gleichen Lohn für gleiche Arbeit und faire Verteilung der Sorgearbeit,
- den Ausbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Betreuung und Pflege sowie Lohnersatz für informelle Pflege von Angehörigen,
- bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile nach der Geburt,
- eine Reform der Steuerklassen und des Ehegattensplittings,
- die Abschaffung der Einkommensanrechnung bei der Hinterbliebenenrente;
Gewaltschutz für Frauen
Jede Frau hat das Recht auf ein Leben in Sicherheit und die Achtung ihrer Würde. Gewalt und Übergriffe dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Es braucht konsequente Maßnahmen, um dieses Recht durchzusetzen. Dafür ist die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention und die Einrichtung einer bundesweiten Koordinierungsstelle von entscheidender Bedeutung.
Stimme für:
- mehr Schutz für Frauen in Krisen- und Konfliktregionen und stärkere Einbindung
von Frauen in Friedensprozesse, - den Ausbau eines flächendeckenden Hilfe- und Unterstützungssystems, auch in ländlichen Regionen,
- die Einführung eines eigenständigen Aufenthaltsrechts für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder,
- den zügigen Beschluss des UBSKM-Gesetzes und die Aufnahme von sexuellem Missbrauch in Seelsorgebeziehungen als Erweiterung in den § 174c des Strafgesetzbuches (StGB);
Gesundheit geschlechtergerecht
Gesundheit ist ein Grundrecht und muss die Bedürfnisse von Frauen in jeder Lebensphase berücksichtigen. Eine gerechte und flächendeckende Gesundheitsversorgung stärkt nicht nur Frauen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Stimme für:
- den Ausbau frauenspezifischer Präventions- und Aufklärungsangebote,
- die Einführung eines gestaffelten Mutterschutzes,
- die Förderung der Forschung zu frauenspezifischen Erkrankungen,
- die systematische Berücksichtigung von Geschlechterunterschieden in Gesundheitsversorgung und Forschung, wo bisher mehrheitlich nur männliche Probanden berücksichtigt werden;
Deine Stimme zählt:
Deine Stimme kann bei dieser Wahl den Unterschied machen. Mit ihr kannst du dazu beitragen, Gleichstellung voranzutreiben, Frauenrechte zu stärken und Diskriminierung abzubauen.
Gleichberechtigung ist keine Selbstverständlichkeit. Sie erfordert Einsatz – bei dieser Wahl und darüber hinaus. In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und populistischer Hetze ist eine klare Haltung wichtiger denn je.
Gemeinsam schaffen wir eine Gesellschaft, die auf Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität baut. Nutze deine Stimme für Gleichberechtigung, Vielfalt und eine starke Demokratie – gerade jetzt!
KDFB-Materialien zur Bundestagswahl
Die KDFB-Materialien zur Bundestagswahl sind wichtige Werkzeuge, mit denen Frauenbundfrauen aktiv werden, andere Menschen informieren und sich dadurch gezielt für die zentralen Themen des KDFB engagieren können.
Der KDFB-Wahlaufruf stellt die zentralen Anliegen des KDFB in den Vordergrund: ein bundesweites Paritätsgesetz, die konsequente Umsetzung von Gewaltschutzmaßnahmen, die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen sowie eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung.
Der Wahlaufruf steht als Flyer und als Poster im KDFB-Shop unter www.frauenbund.de/shop zur Bestellung und zum Download bereit.
Unter www.frauenbund.de/aktion/bundestagswahl finden sich zudem Factsheets zum Download, auf denen Informationen zu wichtigen Themen kurz und knapp zusammengefasst sind.
Weitere Materialien, die gut im Rahmen der Bundestagswahl genutzt werden können, wie die KDFB-Broschüre „echt geschlechtergerecht“, das Postkarten-Set und die Luftballons „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ oder auch die beiden Flyer „Gewalt an Frauen stoppen – Femizide verhindern!“ und „Frau.Macht.Frieden.“ sind ebenfalls im Shop unter www.frauenbund.de/shop erhältlich.
Autorin: Andrea Bala