Menü

Fit für die Zukunft

AdobeStock/Tanya
25.05.2023

Gemeinsam geht vieles leichter.
Das gilt auch für die Arbeit im Frauenbund.
Das Erfolgsrezept heißt: Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen, frische Ideen und Bewährtes kombinieren, Raum für verschiedene Altersgruppen bieten. Dann kann der Zweigverein nach vorne schauen.

 

Beinahe wäre es nicht weitergegangen in Mammendorf. Ein Zeitungsbericht verkündete bereits das drohende Aus des Zweigvereins im Landkreis Fürstenfeldbruck. Nachdem die langjährige Vorstandschaft nicht mehr für Neuwahlen zur Verfügung stand, hatte sich niemand bereit erklärt, die Nachfolge zu übernehmen.
Da piepte bei der 44-jährigen Birgit Ganter das Handy. Gleich zwei Freundinnen schickten ihr den Artikel. „Jetzt wäre der Zeitpunkt, aktiv zu werden“, schrieben sie dazu. Alle drei waren bis dahin nicht im Frauenbund. „Wir hatten uns im Freundinnenkreis schon mal darüber unterhalten, welche Vereine für uns infrage kommen könnten. Da waren meine Freundinnen noch überrascht darüber, dass ich den Frauenbund auf dem Schirm hatte, da er vor Ort eher die ältere Generation ansprach. Aber ich kannte den Verband über meine Mutter aus meiner Heimatgemeinde und wusste, dass dort auch jüngere Frauen aktiv waren und sich in Gruppen zusammenschlossen“, erzählt Birgit Ganter. Es klappte, genügend Frauen zu aktivieren. So gelang es, ein Vorstandsteam unter Leitung von Silvia Kellerer zu stellen, bei dem Ganter die Rolle der Schriftführerin übernahm und einige Frauen aus dem bisherigen Vorstand unterstützen. Die Projektmanagerin und Mutter von zwei Töchtern im Alter von 20 und zwölf Jahren hatte einen zusätzlichen Antrieb, aktiv zu werden: „Ich möchte dazu beitragen, einen Treffpunkt für junge Mädchen zu schaffen. Den gibt es in Mammendorf bisher nämlich nicht.“ Ihre 20-jährige Tochter Mariella ist nun zweite Vorsitzende im Verein. Beim ersten Brunch im Pfarrheim für die ganz Jungen wurden viele Ideen gesammelt. Vom Christkindldienst, der am 24. Dezem-
ber tagsüber Kinder betreut, über Film- und Spielabende bis hin zu Ausflügen waren viele Vorschläge dabei. Ein gemeinsames T-Shirt wird gedruckt. Dem Durchstarten der Junge-Frauen-Gruppe steht nichts mehr im Weg. Die Mitgliederzahlen sind seit dem Neustart deutlich angestiegen. Gerade bei den jungen Frauen trifft das Angebot auf offene Ohren. Doch auch die älteren Jahrgänge werden nicht vergessen. Neben gemeinsamen Veranstaltungen soll es in Mammendorf künftig Angebote für drei Altersgruppen geben. Jede Frau darf für sich entscheiden, wovon sie sich angesprochen fühlt. „Der Druck ist groß, dass es bald mit einem ansprechenden Programm losgeht. Damit wir den Schwung beibehalten, mit dem wir nun gestartet sind“, sagt Birgit Ganter lachend.

Ein neues Vorstandsteam darf seinen eigenen Weg finden, den Zweigverein weiterzuführen.

Dass sich keine Nachfolge findet für die Vorstandsämter, ist eine der häufigsten Schwierigkeiten, mit denen Zweigvereine zu kämpfen haben, weiß Claudia Seibold, Diözesanvorsitzende aus Passau. „Es ist häufig der Fall, dass sich Zweigvereine mit der Bitte um Unterstützung an uns wenden, wenn sich niemand bereit erklärt, die Vorstandschaft zu übernehmen. Oft mag niemand in die großen Fußstapfen einer langjährigen Vorstandschaft treten“, sagt sie. Wichtig sei, die Frauen dann zu bestärken, dass sie es auch ganz anders machen dürfen als bisher, dass sie ihren eigenen Weg finden dürfen, wie sie diesen Verein weiterführen. „Es muss nicht so weitergehen, wie es bei den Vorgängerinnen lief. Man darf seinen eigenen Stil finden, seine eigenen Interessen reinbringen“, so Seibold. Entscheidend sei häufig, dass die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt würden, da die meisten Frauen ihr Amt mit Beruf und Familie vereinbaren müssten.
Auch in Herzogenaurach hat man schon länger die Aufgaben auf viele Schultern verteilt. Der somit entstandene Teamvorstand wurde nach Themenfeldern besetzt, und jede Frau hat ihren Lieblingsbereich übernommen. Bei Christina Daßler ist es der Bereich Homepage und soziale Medien geworden. Jede der sieben Frauen im Teamvorstand hat außerdem eine „Schattenfrau“, wie Daßler berichtet: „Unsere frühere Vorsitzende Ille Prockl-Pfeiffer, die den Zweigverein sehr geprägt hat und vor Einfällen nur so sprudelt, hatte die gute Idee, jeder Frau eine Schattenfrau an die Seite zu stellen. Es handelt sich um eine Art Stellvertreterin, die in die Aufgaben mit hineinwächst und Bescheid weiß, falls jemand mal ausfällt.“ So lässt sich Nachfolge langfristig angehen.

Viele Frauen entdecken, dass es ihnen Freude macht mitzugestalten.

Mechthilde Lagleder begleitet Zweigvereine in der Diözese Augsburg, die Beratung suchen. Die ehemalige Diözesanvorsitzende hat eine Coachingausbildung absolviert und unterstützt vor Ort bei der Neuausrichtung. „Jede Frau hat ein besonderes Talent“, sagt sie. „Es ist eine gute Möglichkeit, Frauen auf dieses Talent anzusprechen und zu fragen, ob sie sich entsprechend bei einer Veranstaltung
einbringen können. Viele Frauen entdecken auf diese Art, dass es ihnen Freude macht mitzugestalten. Sie erfahren Wertschätzung und Dankbarkeit. Das gibt den Frauen richtig Auftrieb und kann ein guter Weg in den Verband hinein sein.“ Diese Erfahrung hat auch Silvia Gradwohl gemacht, die den Vorsitz in Landau übernommen und den Zweigverein quasi gerettet hat: „Man muss die Frauen persönlich ansprechen und ihnen auch zuhören, dann kann man sie gewinnen.“
In Hohenpeißenberg im Landkreis Weilheim wuselt es bei vielen Treffen des Frauenbunds bunt durcheinander. Grund sind die vier Eltern-Kind-Gruppen, die es mittlerweile im Zweigverein gibt. Eine fünfte Gruppe ist in Planung. Das sind mehr denn je. „Gerade für neu zugezogene Frauen bietet das eine gute Möglichkeit, sich zu vernetzen“, sagt die Vorsitzende Marianne Hofmann. Was sie besonders freut: „Viele der jungen Frauen werden Mitglied im Frauenbund.“ Auch beim Hohenpeißenberger Frauenbund war letztes Jahr nicht klar, ob und wie es weitergeht mit dem Zweigverein. „So eine Institution im Ort sollte man nicht eingehen lassen“, ist sich Marianne Hofmann sicher, die das Vorstandsamt übernahm.
Dass eine Eltern-Kind-Gruppe der erste Schritt auf dem Weg in den Frauenbund sein kann, hat auch Simone Unverricht aus Passau erlebt. Die 38-Jährige hat darüber den Weg in den ihr bis dahin unbekannten KDFB gefunden: „Ich suchte eine Gruppe für meinen kleinen Sohn und mich, um andere Eltern und Kinder kennenzulernen. Doch, wo ich auch fragte, war alles belegt.“ Als sie von den Schulungen des Frauenbundes zur Leitung einer Eltern-Kind-Gruppe in Passau erfuhr, entschloss sie sich kurzerhand, die Ausbildung zu absolvieren und selbst eine Gruppe zu eröffnen. Mittlerweile ist auch ihre Gruppe voll besetzt. Und sie hat den KDFB sogar zum Thema ihrer Masterarbeit im Studium der Caritaswissenschaften gemacht, in der sie der Frage nachgeht: Ist eine Verjüngung des KDFB durch Mutter-Kind-Gruppen möglich? 

 

 

AdobeStock/TWINS DESIGN STUDIO

„Wir spüren eine Aufbruchstimmung. Viele schauen wieder positiver in die Zukunft.“

In Passau hat die Geschäftsführerin Kathrin Plechinger jedenfalls nach Besuchen in Eltern-Kind-Gruppen, in denen sie den Verband vorstellte, bestärkende Erfahrungen gemacht: Acht Frauen sind beim letzten Termin Mitglied geworden. „Die Frauen interessieren sich sehr für die politische Arbeit des Verbandes, für seine Geschichte und sind überrascht zu hören, wie vielfältig sich der KDFB für die Rechte der Frau einsetzt. Lieferkettengesetz, Grüner Knopf, Anrechnung von Pflegezeiten, Equal Pay – es gibt viele Themen, bei denen wir uns für Frauen starkmachen, und das ist auch heute noch sehr nötig“, sagt Plechinger.
Nach der Corona-Pandemie blicken viele Zweigvereine auf eine schwierige Phase zurück. Aber Claudia Seibold merkt, dass sich in den letzten Monaten etwas geändert hat: „Wir spüren eine Aufbruchstimmung. Viele schauen wieder positiver in die Zukunft. Informationen über Engagement und Geschichte des KDFB sind gefragt, und wir haben in diesem Jahr schon 200 Mitglieder gewinnen können. Das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren. Das macht uns Mut!“
Hinzu kommt, dass der Frauenbund gerade im spirituellen Bereich punkten kann: „Für viele Frauen ist ‚katholisch‘ gerade eher ein Frustfaktor angesichts der aktuellen Entwicklungen“, ist die Erfahrung der Passauer Diözesanvorsitzenden. „Aber wir bieten Raum für Frauenspiritualität. Frauen können bei uns ihre Spiritualität gemeinsam lebendig werden lassen – dabei erlauben wir uns auch, nicht ständig nach Rom zu schielen.“

Autorin: Claudia Klement-Rückel

  • Sichtbar in den sozialen Medien

    Pocking hat es, Buchen hat es, Landau, Oberpiebenbach und Kelheim auch. Alle diese Zweigvereine und noch viele mehr sind bei Instagram aktiv. Immer mehr Zweigvereine entscheiden sich, mit viel Elan in den sozialen Medien unterwegs zu sein. So kündigt der Frauenbund Buchen seine Veranstaltungen bei Instagram an. Die Reichweite der Informationen und die Sichtbarkeit des Zweigvereins werden so gesteigert. „Bei uns haben sich Frauen, die bisher noch nicht im KDFB sind, zu unserem Qigong Kurs angemeldet, weil sie über Instagram davon erfahren haben“, berichtet die Landauer Vorsitzende Silvia Gradwohl.
    Im Diözesanverband (DV) Passau war das Interesse so groß, dass einige Instagram-Schulungen für Zweigvereine angeboten wurden. Seitdem hat die Zahl der Zweigvereine, die regelmäßig posten, deutlich zugenommen. Andere Zweigvereine setzen auf Facebook oder haben eine aktuelle Homepage. Der Diözesanverband Augsburg bietet am 30. Juni ein Seminar zum Thema „Pressearbeit im Zweig-verein – Social Media“ an.

  • Den eigenen Ort mitgestalten
    • „Uns kennt man in der Stadt“, sagt Christina Daßler vom KDFB Herzogenaurach. Immer wieder lässt sich der Zweigverein etwas einfallen, um das Leben in der Heimatstadt lebenswerter zu gestalten und auf sich aufmerksam zu machen. Bei den Vorlesepatinnen freuen sich zwölf Menschen über regelmäßiges Vorlesen. An Heiligabend verteilt der Zweigverein Dankeschön-Sterne an alle, die arbeiten müssen. Die Mütter aller Kommunionkinder erhalten Glückwunschpost.
    • „Das Erdbeerfest ist eines unserer Highlights“, sagt Andrea Fleischmann vom Zweigverein Essenbach. Einmal im Jahr kommen alle im Pfarrgarten zusammen und bringen verschiedenste Erdbeerspezialitäten mit. Ein stimmungsvolles, fröhliches Miteinander von Alt und Jung.
    • Der Landauer Zweigverein plant einen Friedensspaziergang für alle Frauen aus der Umgebung.
    • In Hohenpeißenberg lädt der Zweigverein zu Aquagymnastik im Badesee ein.
    • Mit einem Buchvorstellungsabend in der örtlichen Bücherei sorgte der Zweigverein Pleinfeld für Leselust.
    • Zu seinem 100. Geburtstag hat sich der Zweigverein Grafenau etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Den Kocherlball in den frühen Morgenstunden werden bestimmt alle, die dabei waren, nie mehr vergessen. Und der Frauenbund war in aller Munde.
  • Gut gerüstet mit Unterstützung

    „Wichtig ist, dass Zweigvereine sich rechtzeitig bei uns melden, wenn sie Unterstützung brauchen“, sagt Diözesanvorsitzende Claudia Seibold aus Passau. Egal in welcher Diözese: Das Gespräch mit dem Diözesanverband zu suchen, wenn Schwierigkeiten auftauchen, kann helfen. Zusätzlich bieten viele Diözesanverbände Schulungen für neue Vorstandsmitglieder an.

     

    • In Augsburg gibt es das Angebot, bei der Ideenfindung oder Neuausrichtung des Zweigvereins Unterstützung zu bekommen. Mechthilde Lagleder erarbeitet dann vor Ort mit den Frauen, wie es am besten weitergehen kann. „Oft löst das einen Motivationsschub mit vielen neuen Ideen aus“, sagt sie.
    • In Passau können Zweigvereine eine „Stilberatung“ in Anspruch nehmen. Gemeinsam schauen die Frauen, was aus dem Zweigvereinsleben aussortiert werden kann, was zur Grundausstattung gehört und unbedingt bleiben soll und was tolle neue „Accessoires“ wären.
    • Der DV Rottenburg-Stuttgart bietet eine Ideentauschbörse für Zweigvereine an.
  • Willkommen in allen Lebensphasen

    Den jüngeren Frauen Raum geben, um eigene Ideen und Veranstaltungen umzusetzen, und gleichzeitig die Älteren und ihre Interessen nicht vergessen: Viele Zweigvereine fahren gut mit diesem Kurs. Und bei manchen Veranstaltungen kommen Alt und Jung zusammen. „Das funktioniert gut bei uns“, sagt Andrea Fleischmann, Vorsitzende im Zweigverein Essenbach. „Die jüngere Generation braucht ihren Freiraum. Aber wenn wir gemeinsame Veranstaltungen haben, bringen sich die jungen Frauen ein, und die älteren sind richtig stolz auf sie.

     

    • Tragespaziergang nennt sich ein Angebot im Zweigverein Buchen, bei dem man mit Kind in der Babytrage oder im Kinderwagen teilnehmen und so auch als junge Mutter mit dabei sein kann und Anschluss hat.
    • In Essenbach hat die Gruppe junger Frauen eine ArtNight, also eine Kunstnacht veranstaltet und unter Anleitung einer Künstlerin ein Gemälde erstellt.
    • „Horch amal“ heißt ein Treffpunkt in Herzogenaurach, bei dem viel Raum zum Erzählen bleibt und besonders die Älteren angesprochen sind.
    • Damit auch Mütter kreative Angebote wahrnehmen können, bietet der Zweigverein in Hohenpeißenberg jahreszeitliches Basteln mit Kindern an.
    • Die „Happy Hour“ in Herzogenaurach ist eine spirituelle Abendandacht, bei der auf die zeitlichen Bedürfnisse von Familienfrauen Rücksicht genommen wird. Erst um 19.30 Uhr treffen sich die Frauen. Gestaltet wird diese von der geistlichen Beirätin Martina Keller. Auch mit „Walk&Pray“, kleinen Wanderungen mit spirituellen Impulsen, trifft diese den Puls der jungen Frauen.
    • Einen Synagogenbesuch plant der KDFB Landau, um sich über das Judentum zu informieren und in den Austausch zu kommen. Angesprochen sind alle Altersklassen, auch Töchter von Frauenbundfrauen.
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
© 2024 | KDFB engagiert