„Es braucht Macht, um Dinge zu verändern“
Emmi Zeulner aus Lichtenfels ist eine besondere Bundestagsabgeordnete. Mit 34 Jahren hat sie bereits zum dritten Mal einen Sitz im Parlament erobert. Und sie ist Stimmenkönigin der CSU: Keine Direktkandidat*in in Bayern hat bei der Bundestagswahl mehr Wählerstimmen errungen als sie. Zeulner ist Mutter eines Kindes und examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die KDFB-Frau erklärt, weshalb sie sich politisch engagiert.
„Mir war es schon als Schülerin ein Anliegen, mich für meine Mitschülerinnen einzusetzen. An der Maria-Ward-Schule in Bamberg übernahm ich daher das Amt der Klassen- und Schülersprecherin. Im Kern ging es mir damals wie heute darum, Verantwortung zu übernehmen, mein Umfeld mitzugestalten und dabei auch die leisen Stimmen am Rande ernst zu nehmen. Als Schülerin setzte ich mich dafür ein, dass unsere Kunststunden nicht gekürzt werden. Denn es war für mich wichtig, ein Fach zu haben, in dem es nicht die ,eine’ Lösung gibt wie in der Mathematik, sondern viele Antworten richtig sein können. Die Kunst ist so vielfältig wie das Leben. Dagegen sind Parabelverläufe die Ausnahme. Und so ist es ist Aufgabe von Politikerinnen und Politikern, trotz zunehmendem Individualismus den gemeinsamen Nenner zu finden. Dieser muss dem Gemeinwohl dienen. Hier kommt den Frauen in der Politik eine besondere Rolle zu.
„Diesen Stimmen hat man in der Vergangenheit nicht gut genug zugehört.“
In Berlin hat keiner auf uns Frauen gewartet. Quotendebatten täuschen über die harte Arbeit, die den Frauen selbstverständlich genauso abverlangt wird wie den Männern, hinweg. Das Streben nach Macht wird vor allem uns Frauen als unweiblich ausgelegt, dabei braucht es Macht, um Dinge zu verändern. Es braucht die Macht, Meinung zu bilden, um Mehrheiten zu organisieren. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat es für uns Frauen auf den Punkt gebracht: ,Es muss geschmeidig wirken, aber hart erkämpft werden.’ Dies ist ein Kampf für die Gemeinschaft, für unsere Gemeinschaft. Und er wird meist von uns Frauen geführt. Dort wo es nicht mehr nur um reine Zahlen geht, sind es wir Frauen, die ihren Mann stehen. In der Pflege, im Umgang mit unseren Kindern, in den Arztpraxen oder in den Kirchengemeinden: Überall finden wir Frauen, die unsere Gesellschaft prägen und zusammenhalten. Diesen Stimmen hat man in der Vergangenheit nicht gut genug zugehört. Deshalb hat man leider bis heute in der Politik nicht verstanden, auf was es wirklich ankommt. Nämlich, die Rahmenbedingungen im sozialen Bereich, in der Care-Arbeit so anzupassen, dass sich die Menschen nicht nur als Nummer oder Arbeitsmaschinen fühlen, sondern endlich in ihrer Ganzheit gesehen werden und auch entsprechend tätig werden können. Um dies durchzusetzen, wird es weiterhin Frauen brauchen, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen, wie es die Frauenbundfrauen bereits seit über 100 Jahren tun. Überhaupt sollten wir es alle wie die ehemalige Bundesministerin Käte Strobel halten: ,Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Männern überlassen könnte.’“
aus: KDFB engagiert 6/2021