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Das K in KDFB

01.06.2024

Was ist „katholisch“? Was bedeutet es für mich persönlich? In der Projektgruppe „KDFB + katholisch“ haben erste Treffen stattgefunden, in denen sich Frauenbundfrauen über diese Fragen austauschen konnten. Und auch zahlreiche KDFB engagiert–Leserinnen sind dem Aufruf gefolgt und haben ihre Meinung dazu geschrieben.

Was hat es mit dem „K“ im KDFB auf sich? Und was kann „katholisch“ bedeuten – sowohl für die Frauenbundfrauen als auch für den Verband und für seine Entwicklung? „Wir im KDFB nennen uns ,katholisch‘ und verstehen uns aber nicht nur als römisch-katholischer, sondern als christlicher Verband“, erläutert die KDFB-Landesvorsitzende Birgit Kainz. „Wir orientieren uns an der Frohen Botschaft. Darauf gründen unsere Werte, und daraus folgt unser Handeln.“ 

Dem K auf der Spur

Seit seiner Gründung im Jahr 1903 bis heute trägt der Katholische Deutsche Frauenbund das K in seinem Namen – auch wenn Frauenbundfrauen immer wieder darauf angesprochen werden, ob das „katholisch“ im KDFB noch zeitgemäß und angebracht sei. Viele verbinden die Diskussion um Missbrauch in der katholischen Kirche damit und wollen nichts mehr mit dem Katholischsein zu tun haben. Andere finden es problematisch, dass Frauen in der römisch-katholischen Kirche ihre Fähigkeiten und ihre Berufung immer noch nicht einbringen können. „Trotzdem möchten wir auf das K und das Katholischsein nicht einfach so verzichten“, sagt Regina Ries-Preiß, Referentin für Theologie und Spiritualität beim KDFB Landesverband Bayern. „Stattdessen wollen wir versuchen herauszufinden, welche Bedeutung es für uns und für den Frauenbund hat, ,katholisch‘ zu sein, und wie ,katholisch‘ den KDFB bereichern, beleben und den Entwicklungsprozess des Verbands beeinflussen kann.“  

Jeder und allem Raum geben

Auf der Landesdelegiertenversammlung 2023 wurde deshalb die Projektgruppe „KDFB + katholisch“ ins Leben gerufen, die nun von der stellvertretenden Landesvorsitzenden Tanja Pichlmeier geleitet sowie von Regina Ries-Preiß und dem Geistlichen Beirat des Landesverbands Monsignore Rainer Boeck begleitet wird. Gemeinsam mit interessierten und engagierten Frauenbundfrauen möchten sie in den nächsten zwei Jahren Ansätze finden, um das „katholisch“ im Frauenbund sichtbarer und lebendiger zu machen. „Wir möchten herausfinden, was das K im KDFB bedeuten kann. Und das wird für viele unterschiedlich sein“, sagt Tanja Pichlmeier. „In der Projektgruppe werden wir in einen Austausch miteinander kommen, in dem jede Stimme das Recht hat, gehört zu werden.“

Deswegen werde es auch kein „Ergebnis“ geben im Sinne von „richtig oder falsch katholisch sein“. Das Ziel sei, allen Beteiligten in großer Offenheit zu begegnen und den verschiedenen Meinungen wertfrei Raum zu geben: Alle Frauenbundfrauen können an der Projektgruppe teilnehmen, ganz gleich, ob sie selbst katholisch sind oder nicht. Der Prozess ist für alle offen und ganz im Sinne von „katholisch“, das übersetzt auch „allumfassend“ bedeutet. So können dem KDFB übrigens auch Frauen beitreten, die nicht katholisch sind.

Das Verbindende entdecken

Bereits Ende November 2023 fand das erste Präsenztreffen der Projektgruppe in München statt. Nach einem einführenden Impuls und einer Vorstellungsrunde wurden die Teilnehmenden gebeten, sich in kleinen Gruppen darüber auszutauschen, wie ihre persönliche, momentane Sicht auf „katholisch“ sei und warum sie Teil der Projektgruppe sein möchten. Ganz unterschiedlich, persönlich und individuell fielen die Reaktionen und Antworten aus.

Halt im gemeinsamen Glauben und in der Verbundenheit mit anderen Frauenbundfrauen zu erfahren, ist KDFB-Frauen wichtig.

So stand das Netzwerken für eine Frauenbundfrau an erster Stelle, Politik und Katholischsein würde sie miteinander verbinden, dabei aber „anders“ katholisch sein wollen, positiver, allumfassender. Eine andere Teilnehmerin sagte, sie wolle die Frohe Botschaft Jesu nach außen tragen, aber nicht als konservativ abgestempelt werden. Eine weitere Frauenbundfrau hoffte durch ihre Teilnahme, sich austauschen und dazulernen zu können, was „katholisch“ alles bedeuten könnte. Und während eine andere beklagte, dass sie an der römisch-katholischen Kirche leide, an der konservativen, festgefahrenen Struktur mit ihrer Frauenfeindlichkeit, sprach eine weitere Teilnehmerin auch von der Chance, die sie darin sehe: „Solange ich noch kämpfe, bin ich drin“, erklärte sie.

Den Teilnehmerinnen das Gefühl zu geben, dass alles sein darf und niemand in eine „Ecke“ gestellt werde, war und ist den Begleitenden der Projektgruppe sehr wichtig: „Weil wir als Frauen miteinander im Verband unterwegs sind“, betont Tanja Pichlmeier. „Alle sollten ein Bewusstsein dafür entwickeln, was bei uns stattfindet. Wir wollten zunächst hinspüren, hinschauen, hindenken: Was macht unseren gemeinsamen Glauben aus? Was ist der Kern, den wir gemeinsam leben möchten? Im nächsten Schritt möchten wir herausfinden, ob es vielleicht andere Themen, andere Ideen und Inhalte gibt, die es künftig braucht und die dann regional aufgegriffen werden können. Ich glaube, wir müssen immer wieder überlegen, aus welcher Motivation heraus wir im Frauenbund sind“, so Pichlmeier.

 

Geborgenheit, Halt und Verbundenheit

Die KDFB engagiert-Redaktion hat die Arbeit der Projektgruppe „KDFB + katholisch“ zum Anlass genommen nachzuhaken: In den vergangenen Magazin-Ausgaben haben wir die Leserinnen gefragt, was „katholisch“ für sie selbst bedeutet. Unter den vielen Antworten, die eingingen, haben wir einige ausgewählt.

Hildegard Wertenbruch schreibt, dass sie viel Halt im Glauben erfahre: „Die Verbundenheit mit anderen Katholikinnen und Frauenbundfrauen ist enorm wertvoll für mich.“ Christine Schermer meint, dass ihr die Sakramente wie Taufe, Eucharistie oder auch Beichte sehr wichtig seien: „Eine Selbstverständlichkeit für Katholikinnen und Katholiken, die in dieser Tradition leben“, so die 63-Jährige. „Ohne Traditionen kann ich mir ein Leben nicht vorstellen. Sie geben Orientierung, Halt, Zugehörigkeitsgefühl.“ Und Monika Schmid schreibt: „Wer in Christus lebt, dem wird das Leben nicht genommen, nur gewandelt.“

Ausgrenzend und nicht zielführend

Es gab aber auch andere Rückmeldungen. Barbara Fischer beispielsweise fragte, was wir uns dabei gedacht hätten: „Wie ausgrenzend und überheblich mag es auf unsere evangelischen, orthodoxen und, in nicht unerheblicher Zahl, atheistischen Mitglieder wirken?“ Eine Leserin fand die „Debatte um ,katholisch‘ im KDFB“ nicht zielführend: „Was soll das? In Zeiten von Ökumene und weil das ,katholisch‘ ja schon im Namen KDFB vorhanden ist?“

Mit auf die Reise gehen

„All diese Reaktionen und Meinungen, die die KDFB engagiert-Redaktion erreicht haben, zeigen: Diese Frage, was ist ,katholisch‘, ist groß und bietet unzählige Antwortmöglichkeiten“, fasst Tanja Pichlmeier zusammen. „Dabei wird aber auch ganz klar, dass es auf diese in der heutigen Zeit legitime Frage keine richtige und keine falsche Antwort im KDFB gibt.“

Die Projektgruppe „KDFB + katholisch“ freut sich über die Mitarbeit von interessierten und engagierten Frauenbundfrauen, die sich austauschen möchten.

Die Projektgruppe „KDFB + katholisch“ plant, bis Ende 2024 weiter zu ergründen, was die Teilnehmerinnen am Katholischsein bewegt, was sie trägt, wie sie gerne miteinander unterwegs sein möchten. Im nächsten Jahr soll gemeinsam überlegt werden, was sich im Frauenbund verändern müsste, damit es allen Spaß und Freude macht, dabei und „katholisch“ zu sein.

Alle Mitglieder des Frauenbunds sind ganz herzlich eingeladen, sich mit auf diese Reise zu begeben: Die Projektgruppe freut sich über die Mitarbeit von interessierten und engagierten Frauenbundfrauen, die bis 2026 gemeinsam diskutieren und sich vertiefend über diese Thematik austauschen möchten. Mitte Juli ist ein zweites Online-Treffen der Projektgruppe geplant.

Hier gibt es weitere Infos zur Projektgruppe „KDFB + katholisch“.

 

Was bedeutet es für mich, „katholisch“ zu sein?

  • KDFB engagiert-Leserinnen haben auf unsere Frage geantwortet. Hier ist eine Auswahl der gekürzten Zuschriften.

     

    Allumfassend
    Das Wort „katholisch“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „auf das Ganze bezogen“, „allumfassend“. Ich finde Wärme und Ruhe in meinem „allumfassenden“ Glauben. Ganz wichtig für mich ist, dass Gott uns nicht seinen Willen aufzwingt, er hat uns die Freiheit geschenkt.   Hildegard Wertenbruch

    Glauben positiv wirken lassen
    Wir haben schon mit dem K unsere Probleme, Mitglieder für unseren Zweigverein zu gewinnen. Jetzt wird durch dieses Projekt auch noch mal ein „katholisch“ drangehängt! Es wäre eher anzudenken, das erste K in ein C wie christlich oder ein S wie sozial umzuwandeln. Warum sollen wir uns hier das „katholisch“ noch mal extra auf die Fahne schreiben? Die Außenwirkung ist bestimmt nicht gut. Wir haben und hatten bereits viele Austritte durch das K–Anhängsel. Frauen, die lange in unserem Zweigverein Mitglied waren, begründeten ihren Austritt mit den Worten: „Jetzt bin ich schon länger aus der Kirche ausgetreten, das passt ja dann auch mit dem Katholischen Frauenbund nicht mehr zusammen“. Ich beeile mich, dann immer dazuzusetzen, dass der Frauenbund alle Frauen, auch die ohne Konfession, zusammenfasst und dies auch in der Satzung begründet ist, wenn diese für die Neumitglieder annehmbar ist. Gott sei Dank haben wir viele sozial engagierte Mitglieder, die sich ohne Ansehen der Religion für den Frauenbund einsetzen. Wir haben doch den Auftrag, unseren Glauben positiv in unserem Leben wirken zu lassen, und wenn durch eine Andacht oder Besinnung jemand, auch ohne Glauben, in der Seele freudig berührt wird, ist doch schon alles gewonnen.   Barbara Fischer

    Umfrage im Zweigverein
    Eure Frage haben wir zum Anlass genommen und als anonyme Umfrage in unserem Zweigverein unseren Frauen gestellt. Hier das Ergebnis unserer Umfrage: Es zeigte sich, dass gerade die älteren Mitglieder noch tief im Glauben verwurzelt sind. Es ist ihnen jedoch auch sehr wichtig, dass die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufgearbeitet werden. Die vielen Kirchenaustritte beunruhigen sie. Auch viele Entscheidungen in Rom tragen zu ihrer Unzufriedenheit bei. Die junge Generation sieht hingegen Katholischsein insgesamt deutlich kritischer. Positiv von allen Generationen werden aber die gelebten Traditionen bewertet, wobei auch hier gerade bei den jüngeren auch immer eine gewisse Enge und Zwang empfunden wird. Für den Frauenbund, hier in unserem Zweigverein, werden unter anderem das rücksichtsvolle Miteinander, Fürsorge für die Mitmenschen sowie die Gemeinschaft, die verschiedenen Veranstaltungen und die Möglichkeit des gegenseitigen Austauschs als wertvoll erachtet. Im Rahmen der Umfrage wurde auch angeregt, dass man sich überlegen solle, den KDFB in „Christlichen deutschen Frauenbund“ umzubenennen, da ja inzwischen in vielen Zweigvereinen auch nicht katholische Frauen Mitglied und ebenfalls sehr engagiert sind.  Wir wünschen uns, dass unsere kleine Umfrage im Zweigverein etwas dazu beitragen konnte, was „katholisch“ für die Frauen im KDFB bedeutet.   Martina Seebade, KDFB-ZV Aichkirchen

    Ewiges Licht
    „Katholisch“ ist für mich das Ewige Licht und die Muttergottes. Ansonsten hat mich die Frage, was „katholisch“ für mich bedeutet, in große Schwierigkeiten gestürzt, weil dabei die gesamte Kirchengeschichte zum Tragen kommt, die aus tausend Gründen und Unzulänglichkeiten dazu geführt hat, dass diese Eigenschaft „katholisch“, also allumfassend, zu einem Konfessionsmerkmal verkommen ist, wo uns doch Jesus vor Spaltungen gewarnt hat.   Claudia Obermaier

    Der Mensch im Mittelpunkt
    Warum müssen wir unterscheiden zwischen katholisch/evangelisch/muslimisch? Es steht doch der Mensch im Mittelpunkt, egal welchen Glauben er hat! Sollten wir nicht durch unsere gelebten Taten für eine lebenswerte und menschlichere Welt sorgen? Hier muss ich nicht extra sagen: Ich mache das, weil ich katholisch bin!  Erika Oßner

    Füreinander da sein
    Was mich besonders anspricht, ist die Eucharistie: Wir Katholikinnen glauben, dass wir Jesus bei jeder Kommunion in der Hostie in uns aufnehmen. Wir sollten wissen, dass der Funke Gottes seit unserer Geburt in uns ist. Und dieser Funke wird durch die Kommunion neu entfacht zu einem Feuer, einer Leidenschaft für Gott, für das Gute, für die Liebe. Wenn wir das mit unserem Herzen sehen, wissen wir, warum wir solidarisch sind, nicht ausgrenzen, füreinander da sind, Gerechtigkeit wollen. Das ist der katholische Geist, der den Frauenbund prägen sollte, prägen kann.   Christine Schermer

Autorin: Andrea Bala

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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