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Weltgebetstag Cookinseln: Südsee-Paradies in Gefahr

30.01.2025

Unter dem Motto „wunderbar geschaffen!“ haben Christinnen von den Cookinseln den Gottesdienst für den diesjährigen Weltgebetstag am 7. März vorbereitet. Die Frauen der Inselkette im Südpazifik haben mit häuslicher Gewalt sowie den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.  

Weiße Sandstrände, Kokospalmen, türkisfarbenes Meer und tiefgrün bewaldete Berge: Die Cookinseln, eine tropische Inselwelt im Pazifik, gleichen landschaftlich einem Südseetraum. „Diese Bilder aus den Reiseprospekten sind auch korrekt. Doch die Lebenswirklichkeiten der Menschen, vor allem vieler von häuslicher Gewalt betroffener Frauen, sind oftmals schwierig“, erklärt der Friedens- und Konfliktberater Jan Pingel, der beim KDFB-Weltgebetstagsseminar online über die Cookinseln referierte.

„Die Cookinseln werden aber in nächster Zeit nicht nur wegen des Weltgebetstags weltweit im Fokus stehen, sondern auch damit, ob sich hier für den Tiefseebergbau entschieden wird. Das wäre eine verheerende Bedrohung für das Ökosystem Meer und die Menschen, die davon leben“, so der Politikwissenschaftler und Koordinator des „Ozeanien-Dialog“ der Evangelischen Mission Weltweit (EMW). Dieses Projekt setzt sich zusammen mit Kirchen und Nichtregierungsorganisationen aktiv für Ressourcen- und Klimagerechtigkeit sowie für Menschenrechte ein.

Die Cookinseln, benannt nach dem britischen Seefahrer James Cook (1728 bis 1779), liegen im Herzen von Polynesien zwischen Neuseeland und Hawaii. Die insgesamt 15 Inseln sind in eine nördliche und eine südliche Gruppe unterteilt: Die Nordgruppe besteht aus flachen Atollen mit Korallenriffen. Hier leben sieben Prozent der Bevölkerung, die besonders vom Klimawandel und einem steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Die Südgruppe dagegen ist vulkanischen Ursprungs. Die Landschaft dort ist geprägt von über 600 Meter hohen Bergen und einer üppigen tropischen Vegetation. Zur Südgruppe gehört auch die bevölkerungsreichste Insel Rarotonga mit der Hauptstadt Avarua. Seit 1965 sind die Cookinseln ein selbstverwalteter Inselstaat „in freier Assoziierung“ mit dem über 3 200 Kilometer entfernten Neuseeland. Staatsoberhaupt der parlamentarisch-demokratischen Monarchie ist der britische König Charles III. in seiner Eigenschaft als König von Neuseeland. Die Einwohner*innen haben neuseeländische Pässe und bezahlen mit dem New Zealand- oder dem Cook Island-Dollar. Amtssprachen sind in der ehemaligen britischen Kolonie Englisch und Cook-Maori.

Über 78 Prozent der überwiegend christlichen Bevölkerung gehören zum indigenen Volk der Cook-Maori. So auch die 88-jährige Tinomana Tokerau Ariki. Die ehemalige Grundschullehrerin wird „Königin von Rarotonga“ genannt und gehört zu den 15 traditionellen Stammesoberhäuptern, die den Rat der Ariki bilden. Dieser steht der Regierung von Premier Mark Brown beratend zur Seite. Das Parlament der Cookinseln hat 24 Abgeordnete, sechs davon sind Frauen.

„Die Politik folgt den Interessen einiger weniger. Eine Ariki dagegen kümmert sich um das Wohl der ganzen Gemeinschaft und sorgt dafür, dass die christlichen Werte auch gelebt werden. Unsere Kultur und unser Glaube bilden unsere Identität“, erklärt Tinomana Tokerau gegenüber der Journalistin Katja Dorothea Buck, die für das Deutsche Weltgebetstagskomitee die Cookinseln bereiste. Die Menschen holen sich bei ihrer Ariki Rat bei Familienangelegenheiten, Konflikten oder anderen Gemeinschaftsthemen. Ein großes Problem auf den Cookinseln ist die häusliche Gewalt. „Die Frauen auf den Cookinseln gelten als stark. Sie sind berufstätig und bekleiden politische Ämter. Doch im Vorwort der letzten Studie zum Thema häusliche Gewalt auf den Cookinseln von 2014 steht geschrieben, dass „die Gewalt gegen Frauen und Kinder in unserer Gesellschaft tief verwurzelt ist““, zitiert die Tübinger Religionswissenschaftlerin Buck.

Mehr als ein Viertel aller Frauen zwischen 15 und 64 Jahren wurden laut der Studie körperlich misshandelt. 33 Prozent haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner erfahren. Gut zehn Prozent wurden schon einmal zum Geschlechtsverkehr gezwungen, und acht Prozent gaben an, während der Schwangerschaft körperliche Gewalt erlebt zu haben, in der Regel vom Vater des Kindes. Zwei Drittel der befragten Frauen haben nie Hilfe bei der Polizei oder von Gesundheitszentren in Anspruch genommen. Buck traf die Polizistin Rebecca Hosking, die ihr erklärte: „Es ist hier üblich, dass immer das Opfer die Schande zu tragen hat. Und viele Frauen glauben auch noch, dass das richtig ist. Die Frauen auf den Cookinseln nehmen in der Regel kein Blatt vor den Mund, aber beim Thema häusliche Gewalt schweigen sie.“ Die Mitfünfzigerin kennt all das aus eigenem Erleben. Jahrelang war sie selbst Opfer häuslicher Gewalt. Heute hilft sie anderen Frauen, das Schweigen zu brechen und schult ihre Polizei-Kolleg*innen im Umgang mit häuslicher Gewalt.

Für Frauen ist es sehr schwierig, aus einer Gewaltbeziehung auszubrechen: „Ein Frauenhaus gibt es nicht, dafür aber ein Krisenzentrum, an das sich Frauen wenden können. Hier erhalten sie Hilfe und es wird eine vorläufige Unterkunft für die Betroffene gesucht“, erklärt Buck. Die Journalistin besuchte auch die Sozialarbeiterin Rebeka Buchanan, die bis vor Kurzem das Frauenkrisenzentrum leitete. „Sie erklärte mir, dass das Gewaltthema oftmals innerhalb einer Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird. Vielfach herrsche auch die Überzeugung, dass Männer einfach das Sagen haben müssen.“

Um dies zu ändern, sucht die engagierte Sozialarbeiterin Verbündete. Polizei und Politik hätten mittlerweile verstanden, dass häusliche Gewalt ein wichtiges Thema sei. Doch bei den Kirchen gebe es dagegen noch großen Nachholbedarf, weniger bei der katholischen und den kleineren Kirchen als vielmehr bei der großen Cook Islands Christian Church (CICC), zu der rund die Hälfte der Bevölkerung gehört. „Diese gilt als besonders konservativ“, so Buck. Die UN-Women-Datenbank sieht trotz Fortschritten noch einen weiten Weg bis zur Geschlechtergerechtigkeit auf den Cookinseln.

Ein weiteres Thema, welches die Frauen auf den Cookinseln sehr bewegt, ist der Klimawandel. Denn er könnte nicht nur zum Untergang der tief liegenden nördlichen Atolle führen, sondern auch die Arbeitswelt vieler Frauen erschüttern. Eine zerstörte Umwelt würde die Existenzgrundlage zahlreicher Familien gefährden. Die meisten Frauen arbeiten im Tourismus, der mit 70 Prozent der wichtigste Wirtschaftszweig ist, gefolgt von der Zucht der berühmten schwarzen Perlen und der Landwirtschaft. Zudem gilt der Inselstaat in der Südsee als Steueroase.

Bedingt durch den Klimawandel haben tropische Wirbelstürme, die in der Region schon immer vorgekommen sind, an Wucht und Stärke zugenommen. Sie können zu Überschwemmungen, Verwüstungen und Vernichtung der Ernten führen. Auch treten vermehrt Hitze- und Dürreperioden auf. Für viele Frauen, die traditionell für den Gemüseanbau zuständig sind, ist das eine große Belastung.

Aber nicht nur der Klimawandel stellt eine Bedrohung dar. Die Cookinseln steuern auf eine Gesundheitskrise zu: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind über die Hälfte der Menschen krankhaft fettleibig, denn die Essgewohnheiten orientieren sich seit Längerem am westlichen Lebensstil. Diabetes und Bluthochdruck sind die Folgen. Die Kosten für das Gesundheitssystem könnten deshalb enorm ansteigen. Momentan ist die Gesundheitsfürsorge bis 18 Jahre und für über 60-Jährige kostenlos.

Zudem mangelt es auf den Cookinseln an gut bezahlten Arbeitsplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten. Viele junge Menschen wandern daher nach Neuseeland, Australien oder in die USA aus. Die Bevölkerung schrumpft um 3,5 Prozent pro Jahr. Zurzeit leben nur noch rund 13 700 Einwohner*innen hier. „Zurück auf den Cookinseln verbleiben Großeltern mit ihren Enkelkindern, die in der Heimat in die Cook-Maori-Kultur hineinwachsen sollen“, erläutert Buck. „Und weil Kinder dort in einer wunderbar geschaffenen Natur groß werden können.“

Autorin: Karin Schott

Frauensolidarität weltweit

Ein Gebet wandert 24 Stunden lang um den Erdball und verbindet Frauen in mehr als 150 Ländern miteinander – das ist die Idee des Weltgebetstages (WGT), der größten globalen Basisbewegung christlicher Frauen. Unter dem Motto „Informiert beten – betend handeln“ stellen sie ihre spirituelle Verbundenheit, ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und weltweite Frauensolidarität unter Beweis. Das zeigt sich konkret in der Unterstützung von Frauen- und Mädchenprojekten: Seit 1975 wurden mit den Kollekten und Spenden über 6 000 Frauen- und Mädchenprojekte in rund 150 Ländern gefördert. Weitere Informationen unter http://www.weltgebetstag.de

Tipps für den Weltgebetstag

Arbeitsmaterialien: Die Gottesdienst-Ordnung, das Materialheft „Ideen und Informationen“ (Preis: 3,50 Euro plus Porto), die Material-DVD mit vielen Fotos, Texten und Rezepten (11,90 Euro) sowie weitere Unterlagen sind erhältlich bei der MVG Medienproduktion, Postfach 10 11 38, 52011 Aachen, Tel. 0241/479 86-300 oder unter http://www.eine-welt-shop.de/weltgebetstag/

Rezepte, wie zum Beispiel für den pinken Kartoffelsalat „Mainese“, gibt es im Downloadbereich unter Rezepte unter http://www.weltgebetstag.de

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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