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Der Frauenbund ist unverzichtbar

Der bayrische Kultusminister Michael Piazolo Foto:

19.03.2020

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) blickt im Interview auf die Entwicklung der Mittagsbetreuung im Freistaat zurück.

KDFB engagiert: Herr Minister, vor 20 Jahren hat Bayern die sogenannte „kind- und familiengerechte Halbtagsgrundschule“ eingeführt. Als tragende Säule galt dabei die Mittagsbetreuung. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Mittagsbetreuung?

Michael Piazolo: Die Mittagsbetreuung ist ein Erfolgsmodell. Da wird ganz tolle Arbeit geleistet, die ganz Bayern zugutekommt. Wir haben ja in Bayern ganz bewusst verschiedene Formen der Betreuung von Kindern im Grundschulalter gewählt. Es gibt neben dem Hort die offene und die gebundene Ganztagsschule. Und daneben gibt es die Mittagsbetreuung, die meist im Schulgebäude, aber nicht in schulischer Verantwortung erfolgt. Ich begrüße diese Vielfalt, weil sie auf die jeweiligen Bedürfnisse der Familien eingeht. Denn die können sehr verschieden sein, je nachdem, ob eine Familie in der Stadt oder auf dem Land lebt, ob die Oma bei der Kinderbetreuung helfen kann oder nicht. Es gibt sehr viele unterschiedliche Familien- und Arbeitsmodelle. Jede Familie soll für sich die beste Lösung wählen können.

KDFB engagiert: Was sehen Sie als wichtigstes Ziel für die Zukunft der Nachmittagsbetreuung von Grund-schülerinnen und Grundschülern an?

Michael Piazolo: Unser oberstes Ziel ist der weitere Ausbau. Wir haben in der Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich insgesamt jedes Jahr einen Anstieg von drei Prozent. Das bedeutet, dass die Nachfrage groß ist. Es ist grundsätzlich wichtig, die Betreuungsangebote auszubauen, weil die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für uns in der Bayerischen Staatsregierung ganz oben steht. Wir nennen uns nicht umsonst Familienkoalition. Da ist die Mittagsbetreuung ein ganz wichtiger Baustein. Ich begrüße es sehr, dass viel aus der Schulfamilie direkt entsteht. Ziel muss es sein, dieses Engagement nicht nur zu erhalten, sondern auch zu fördern.

KDFB engagiert: Welchen Förderungsbedarf sehen Sie?

Michael Piazolo: Das Besondere bei der Mittagsbetreuung ist, dass sie vielfach nicht von Lehrern und Erziehern geleistet wird, sondern von Kräften mit pädagogischer Erfahrung. Um diese Mitarbeiter*innen zu fördern, hat sich der Frauenbund schon sehr früh engagiert und viel Erfahrung im Angebot von Fortbildungen gesammelt. Insofern sehe ich den Frauenbund in dieser Aufgabe als unverzichtbar an. Und wir als Kultusministerium unterstützen das Engagement des Frauenbundes. Das ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, für die ich mich recht herzlich bedanken möchte.

KDFB engagiert: Welche Botschaft wollen Sie an die Mittagsbetreuer*innen richten?

Michael Piazolo: Zunächst möchte ich ihnen meinen hohen Respekt und Dank aussprechen und sie gleichzeitig bitten, ihre Arbeit weiter kompetent vor Ort auszuführen, da wir eher mehr als weniger Betreuungskräfte brauchen. Außerdem möchte ich sie ermuntern, weiter an Fortbildungen teilzunehmen. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, dass mit den Fördermitteln, die der Träger erhält, auch der Besuch von Fortbildungen finanziert werden kann. Mittagsbetreuer*innen können durchaus bei ihren Trägern nachfragen, ob sie teilnehmen können.

aus: 4/2020
Interview: Eva-Maria Gras

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