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Weiter keine Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt

12.03.2025

Männer und Frauen werden noch immer häufig ungleich bezahlt. Zwei neue Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung untersuchen die Gründe dafür. Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman forderte die Politik zum Handeln auf. Ataman sagte, es sei zu beobachten, „dass Frauen noch immer massiv diskriminiert werden am Arbeitsmarkt“. Das Deutsche Insitut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte  zwei Studien, wonach ungleiche Bezahlung mit dem Alter und Bildungsabschluss noch zunimmt und geschlechtsspezifische Kompetenzen die Lohnlücke nicht vollständig erklären können.

Ungleichheit verstärkt sich mit Familiengründung

Vor allem in der Phase der Familiengründung vergrößert sich laut DIW die Lohnlücke. Das gelte für alle Bildungsgruppen, am stärksten für Menschen mit höheren Abschlüssen. Im Alter zwischen 25 und 29 Jahren falle die Lohnlücke bei allen Bildungsgruppen mit rund zehn Prozent am geringsten aus. Ab einem Alter von 45 Jahren betrage der Gender Pay Gap bei Personen mit Hochschulabschluss bis zu 28 Prozent. Bei Personen mit Abitur oder Ausbildung liege er bei 20 Prozent, ebenso bei Personen ohne Abitur oder Ausbildung.

Gender Pay Gap bei 16 Prozent

Das DIW erklärte diesen Unterschied damit, dass Frauen noch immer häufiger in Teilzeit arbeiteten. Der Stundenlohn in Berufen, für die ein höherer Bildungsabschluss notwendig sei, steige aber mit zunehmender Wochenarbeitszeit überproportional. Die Studienautorinnen empfahlen der Politik, Anreize für eine gleichmäßige Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zu setzen sowie das Ehegattensplitting und die Minijob-Regelung zu reformieren. Diese seien steuerliche Fehlanreize, die vor allem verheiratete Frauen zu Teilzeitjobs bewegten.

Geschlechterunterschiede in Kompetenzen

Zwischen den Geschlechtern bestehen laut DIW Unterschiede in Lese- und Rechenkompetenzen. Während Frauen im Schnitt besser im Lesen seien, könnten Männer eher besser rechnen. Bei Stundenverdiensten in Deutschland würden Rechenkompetenzen stärker entlohnt als Lesekompetenzen. Allerdings betrug der Unterschied laut DIW lediglich 9,3 Prozent. Der Gender Pay Gap hingegen lag im Jahr 2024 über alle Branchen hinweg bei 16 Prozent. 

Bessere Bezahlung gefordert

Antidiskriminierungsbeauftragte Ataman forderte, damit Frauen in Deutschland gleich verdienten, müssten die Jobs besser bezahlt werden, in denen vor allem Frauen arbeiten. Das gelte vor allem für Bereiche wie Kindererziehung, Pädagogik oder Pflege. Außerdem müsse es möglich sein, Karriere zu machen, auch wenn man Kinder hat und in Teilzeit arbeitet. Das werde Frauen oft verwehrt. Lohndiskriminierung sei nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verboten, sagte Ataman. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat nach eigenen Angaben seit 2006 mehr als 7 000 Anfragen von Frauen zu Diskriminierungen wegen des Geschlechts auf dem Arbeitsmarkt verzeichnet, davon waren etwa 500 Fälle von Lohndiskriminierungen.

KDFB fordert gerechte Verteilung von Sorgearbeit

Auch der Frauenbund fordert eine entschlossene Bekämpfung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in Sorgearbeit und Entgelt. Dazu gehören konkrete Maßnahmen für eine gerechte Verteilung von Sorgearbeit und die Schließung der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. „Die Lohnlücke lässt sich nur schließen, wenn wir gleichzeitig die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit zurückdrängen. Es braucht eine gesellschaftliche Neubewertung dieser Arbeit, die noch immer vor allem von Frauen getragen wird“, erklärt KDFB-Vizepräsidentin Monika Arzberger.

Frauen übernehmen den größten Anteil der unter- und unbezahlten Sorgearbeit in unserer Gesellschaft, sei es im familiären Umfeld oder in sozialen und pflegerischen Berufen. Diese ungleiche Verteilung basiert auf traditionellen Geschlechterrollen, die Frauen als primäre Sorgeararbeitende definieren. Trotz des wichtigen Beitrags der Sorgearbeit für eine stabile Gesellschaft bleibt ihre gesellschaftliche Anerkennung und Entlohnung unangemessen.

 Der KDFB fordert von der zukünftigen Bundesregierung, endlich strukturelle Maßnahmen zur gerechten Verteilung von Sorgearbeit und zur Entgeltgleichheit umzusetzen. Dazu gehören unter anderem die bezahlte Freistellung für informelle Pflege, die Einführung einer zweiwöchigen Freistellung für Väter beziehungsweise zweite Elternteile nach der Geburt, sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen für geschlechtergerechte und sorgeorientierte Arbeitszeitmodelle. Außerdem muss das Entgelttransparenzgesetz ausgeweitet werden, um Lohngleichheit weiter voranzutreiben. Pflegeberufe und der gesamte Care-Bereich müssen endlich als zentrale Säulen einer gerechten Gesellschaft anerkannt und finanziell besser ausgestattet werden. Eine flächendeckende Sorgeinfrastruktur, die alle Lebensphasen umfasst, muss gewährleistet werden.

ko/epd

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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