Organisationen für Frauenrechte gefährdet

Humanitäre Hilfsorganisationen leiden unter Mittelkürzungen
Von Frauen geführte oder für Frauenrechte engagierte Hilfsorganisationen sehen sich durch internationale Mittelkürzungen unter Druck. Fast die Hälfte (47 Prozent) rechne damit, innerhalb der nächsten sechs Monate ihre Arbeit einstellen zu müssen, wenn es bei der aktuellen Finanzierung bleibe, teilte die Organisation der Vereinten Nationen für Frauen, UN Women mit.
Einsparungen bei humanitärer Hilfe schaden besonders Frauen und Mädchen
In einer Umfrage unter 411 Organisationen in 44 Ländern gaben demnach neun von zehn an, von knapperen Budgets betroffen zu sein; fast drei Viertel (72 Prozent) berichteten, Personal abbauen zu müssen. Elke Ferner, Vorsitzende von UN Women Deutschland, erklärte, die Einsparungen bei der humanitären Hilfe seien für Frauen und Mädchen weltweit lebensbedrohlich. Schon vorher seien Frauenorganisationen stark unterfiananziert gewesen. Ihre angemessene Finanzierung ist für viele Frauen und Mädchen nicht nur eine Frage der Menschenrechte, sonderndes Überlebenkönnens , sagte Ferner.
Der Bericht von UN Women verweist auch auf Umfragen des Nothilfe-Koordinationsbüros der Vereinten Nationen (OCHA) unter Hilfsorganisationen zu Auswirkungen von Mittelkürzungen, die von US-Präsident Donald Trump verfügt wurden. Demnach werden mindestens 79 Millionen Menschen weltweit keine Hilfe mehr erhalten. Zu einem wesentlichen Teil betroffen ist den Angaben zufolge existenzielle Unterstützung für Frauen und Mädchen.
Europarat: Einsatz für Frauenrechte zunehmend unter Anfeindung
Außerdem ist der Einsatz für Frauenrechte in Europa laut Sachverständigen des Europarats zunehmend Gewalt, Drohungen und Verhetzung ausgesetzt. In einigen Ländern herrsche ein Klima der Feindseligkeit , in dem die Existenz von geschlechtsspezifischer Gewalt geleugnet und Gleichstellungsmaßnahmen in Frage gestellt würden, heißt es in einer Analyse der Expertengruppe zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (GRE VIO).
Darin ist von einem schrumpfenden Raum für Frauenrechtsorganisationen die Rede. Dieser Trend zeige sich in Mittelkürzungen, aber auch in mangelndem Kooperationswillen von Behörden. Auch Einschüchterungsversuche nähmen zu, erklärte das Gremium, das für die Überwachung der sogenannten Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt zuständig ist. Es verwies auf eine weltweite Umfrage von 2023, nach der 75 Prozent von entsprechenden Menschenrechtsaktivistinnen oder ihre Organisationen von Bedrohungen und Belästigungen berichteten, deutlich mehr als 2021. Bei der Finanzierung von Gewaltprävention und speziellen Unterstützungsdiensten, zu der sich Regierungen nach der Istanbul-Konvention verpflichten, gebe es nach wie vor Defizite. Unter anderem würden alteingesessene feministische Organisationen gegenüber größeren Anbietern benachteiligt. Viele nichtstaatliche Beratungs- und Schutzeinrichtungen sähen sich zudem mit strengen Zulassungsanforderungen konfrontiert.
ko/kna