Kirchen müssen weiterhin sparen

Die beiden großen Kirchen in Deutschland sehen sich trotz leicht steigender Kirchensteuereinnahmen weiterhin mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mitteilt, reicht das nominale Plus nicht aus, um den realen Wertverlust durch die anhaltende Inflation auszugleichen. Das bedeutet: Auch in diesem Jahr stehen den Kirchen real weniger Mittel zur Verfügung als zuvor.
Inflation frisst Steuerplus auf
Nach Berechnungen des IW wird das Kirchensteueraufkommen 2025 insgesamt rund 12,7 Milliarden Euro betragen. Davon entfallen voraussichtlich rund 6,7 Milliarden Euro auf die katholische und etwa 6 Milliarden Euro auf die evangelische Kirche. Im Durchschnitt zahlt jedes Kirchenmitglied etwa 350 Euro – rund 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Doch inflationsbereinigt ergibt sich ein anderes Bild: Real haben die Kirchen etwa 150 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Im Vergleich zu 2019 sind die realen Einnahmen sogar um fast 20 Prozent zurückgegangen.
Der Grund: Die allgemeine Preissteigerung neutralisiert die Zuwächse bei den Einnahmen. Und Besserung ist laut IW mittelfristig nicht in Sicht. Erst gegen Ende des Jahrzehnts könnte sich das Kirchensteueraufkommen – bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung – wieder dem nominalen Rekordniveau von 2022 nähern, das bei rund 13 Milliarden Euro lag.
Struktureller Wandel verschärft die Lage
Die Kirchensteuer in Deutschland ist eine gesetzlich festgelegte Abgabe, die als Aufschlag zur Lohn- und Einkommensteuer erhoben wird. In Bayern und Baden-Württemberg liegt der Satz bei acht Prozent, in den übrigen Bundesländern bei neun Prozent. Der Einzug erfolgt über die Finanzämter, die dafür etwa drei Prozent der Einnahmen als Verwaltungsgebühr erhalten.
Neben der Inflation sehen Experten auch strukturelle Gründe für den Rückgang: Der demografische Wandel und die wachsende Zahl an Kirchenaustritten setzen den Kirchen zusätzlich zu. Während ältere, kirchengebundene Generationen allmählich in den Ruhestand treten, sind jüngere Erwerbstätige deutlich seltener Mitglied einer Kirche.
Ein Blick auf die jüngsten verfügbaren Zahlen verdeutlicht den Abwärtstrend: 2023 lagen die Einnahmen der katholischen Kirche bei 6,51 Milliarden Euro, die der evangelischen Kirche bei 5,9 Milliarden – bereits ein Rückgang gegenüber dem Rekordjahr 2022 mit 6,84 bzw. 6,24 Milliarden Euro. Trotz der nominell steigenden Einnahmen müssen sich die Kirchen demnach weiter auf Einsparungen und strukturelle Veränderungen einstellen.
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kna/ab