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Jeder vierte junge Mensch in Deutschland ist von Armut bedroht

17.01.2025

Deutschland gilt als wohlhabendes Land – und doch zeigt eine aktuelle Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit, dass viele junge Menschen von Armut betroffen sind. Dies führt zu ungleichen Chancen auf dem Wohnungsmarkt oder im Beruf.

Im Rahmen des aktuellen Monitors Jugendarmut zieht die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit das ernüchternde Fazit, dass Deutschland für junge Menschen ein Armutsstandort sei. Laut den neuesten Daten war im Jahr 2023 etwa ein Viertel der 18- bis 24-Jährigen von Armut bedroht. Bei den unter 18-Jährigen betraf dies rund ein Fünftel. Mehr als zwei Drittel der jungen Menschen machen sich Sorgen, dass sie oder ihre Familien von Armut betroffen sein könnten. Besonders besorgt sind 54 Prozent aufgrund der hohen Wohnkosten. Für viele Haushalte mit geringem Einkommen stellen die hohen Mieten eine erhebliche Belastung dar. Über die Hälfte der jungen Menschen, die sich in Ausbildung oder Studium befinden und in einer Wohngemeinschaft leben, sind von Armut betroffen.

Von den rund 439.500 Menschen, die in Deutschland wohnungslos sind, aber in Notunterkünften oder ähnlichen Einrichtungen untergebracht wurden, waren etwa 40 Prozent im Jahr 2024 unter 25 Jahre alt. Stefan Ottersbach, der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft, betont, dass die hohen Wohnkosten auch die Chancen der betroffenen jungen Menschen im Bereich Bildung und Beruf einschränken. Viele müssen Ausbildungs- oder Arbeitsangebote ablehnen, weil sie sich keinen eigenen Wohnraum oder einen Umzug leisten können. Zudem führt der Mangel an bezahlbarem Wohnraum dazu, dass junge Menschen in unsicheren oder vorübergehenden Wohnverhältnissen leben, was ihre Perspektiven auf eine stabile Zukunft erheblich beeinträchtigt.

Zur Verbesserung der Wohnsituation fordert der Verband unter anderem die Aufnahme des Rechts auf Wohnen im Grundgesetz. Auch eine verstärkte Förderung des sozialen Wohnungsbaus sowie die stärkere Einbeziehung junger Menschen in die Stadtplanung und Wohnraumpolitik sind dringend notwendig. Armut schränkt zudem die Mobilität von einkommensschwachen Haushalten ein. Die tägliche Wegstrecke von betroffenen Personen reduziert sich im Vergleich zu nicht betroffenen Personen von 15 auf 9 Kilometer. Im Falle des Bürgergeldes erhalten Leistungsbezieher nur 50,49 Euro für Mobilität, was nicht ausreicht, um ein Deutschlandticket zu finanzieren. Diese eingeschränkte Mobilität wirkt sich negativ auf die Teilnahme an Bildungsangeboten und Freizeitaktivitäten aus. Ottersbach fordert daher ein bundesweites Jugendticket, das entweder kostenlos oder vergünstigt zur Verfügung stehen sollte, sowie eine Erweiterung des öffentlichen Verkehrsangebots, insbesondere in ländlichen Regionen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft veröffentlicht nach eigenen Angaben seit 2010 etwa alle zwei Jahre den Monitor Jugendarmut. Darin aufgelistet ist die Situation von Menschen unter 25 Jahren. Alle weiteren Infos dazu gibt es hier

kna/ab

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