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Gewalt gegen Frauen geht uns alle an

25.11.2022

Zum heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wird deutlich, dass dieses Thema uns alle betrifft. Geschlechtsspezifische Gewalt fängt bei Alltagssexismus an und endet mit Femiziden – der Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.

Diese Gewalt ist für viele allgegenwärtig und gehört zum Alltag dazu.
Studien belegen: In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Stündlich wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Und jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.

Spiritueller Missbrauch ist eine Gewalttat 

Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) lenkt zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen den Blick auf spirituellen Missbrauch, der im kirchlichen Kontext vielfach sexuellen Missbrauch anbahnt und begleitet. „Es ist wichtig, Mechanismen zu erkennen, die der spirituellen Selbstbestimmung schaden und zu Missbrauch und Gewalt führen“, stellt KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth fest.

Dazu veröffentlicht der Frauenbund die Arbeitshilfe „Spirituelle Selbstbestimmung“. „In den letzten Jahren haben Menschen zunehmend öffentlich über den eigenen erlebten spirituellen Missbrauch gesprochen. Dabei berichten sie davon, dass Spiritualität unangemessen, manipulativ oder sogar gewalttätig eingesetzt wurde“, erklärt Regina Heyder, Vorsitzende der Theologischen Kommission. Sie weist darauf hin, dass spiritueller Missbrauch eine Verletzung der spirituellen Selbstbestimmung ist und überall dort stattfinden kann, wo Menschen ihre Spiritualität zum Ausdruck bringen: in seelsorglichen Gesprächen, Pfarrgemeinden, Verbänden oder in Gemeinschaften.

Mut zur persönlichen Spiritualität

Maria Flachsbarth betont, dass der KDFB seine Mitglieder für die Thematik sensibilisieren möchte: „Wir wollen uns gegenseitig ermutigen, die persönliche Spiritualität zu suchen, zu bilden und selbstbestimmt zu leben. Denn darin zeigen sich Würde, Freiheit und Gottebenbildlichkeit des Menschen.“

Die Arbeitshilfe „Spirituelle Selbstbestimmung“ benennt verschiedene Alarmsignale für spirituellen Missbrauch sowie Anlässe und Gelegenheiten, spirituelle Selbstbestimmung zu fördern. Sie zeigt, dass theologische Traditionen wie Gewissensfreiheit und Menschenrechte wichtige Ressourcen gegen Missbrauch sein können. Außerdem enthalten sind Hintergrundinformationen zu Spiritualität und Formen des spirituellen Missbrauchs, der wie sexueller Missbrauch eine Form der Gewalt ist.

donum vitae e.V.: „Wir brechen das Schweigen!“

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen engagiert sich auch die Organisation donum vitae und ruft zur Solidarität mit gewaltbetroffenen Frauen auf.

Denn laut donum vitae nutzen nur 20 Prozent der Frauen, die Gewalt erfahren, die Angebote von Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen. Die Daten des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ zeigen: Gewalt findet überall statt – und viel zu häufig finden betroffene Frauen keinen Zugang zum Hilfesystem. Gewalt bleibt zu oft verborgen.

„In unsere Beratungsstellen kommen die schwangeren Frauen zum Beispiel mit finanziellen Fragen“, erläutert Connie Nattermann, stellvertretende Vorsitzende von donum vitae e.V. „Im Gespräch können dann weitere Anliegen zur Sprache kommen – so auch das Thema Gewalt in der Beziehung.“ Ist der Kontakt zur Beraterin erst einmal hergestellt, fassen viele Frauen Vertrauen und schildern ihre persönlichen Gewalterfahrungen. „Die Beraterinnen bieten einen geschützten Raum für die Frauen, informieren über Hilfsangebote und stehen unter Schweigepflicht. Von dem Erlebten zu erzählen, ist für die Frauen der erste wichtige Schritt, um die Lebenssituation zu verändern“, so Connie Nattermann.

Hilfe und Unterstützung bei Gewalt gegen Frauen, vertraulich und kostenfrei, bietet das bundesweite Hilfetelefon unter 08000 116 016 und per Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de – an 365 Tagen, rund um die Uhr, anonym, mehrsprachig und barrierefrei.

 

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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