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Expertin: Folgen von Kita-Krise „schon fast irreparabel“

Kinder, Kita
17.09.2024

Fachleute warnen vor einem Kollaps an Kindertagesstätten: Das Personal sei überlastet, und darunter litten auch die Jungen und Mädchen. Eine Entwicklungspsychologin hat einen Rat für Eltern.

Die Folgen von Personalnot und Überlastung an Kitas sind laut der Pädagogin und Entwicklungspsychologin Rahel Dreyer „schon jetzt fast irreparabel“. Psychische Auffälligkeiten mehrten sich, und die Bildungslücke wachse, sagte Dreyer im Interview der „Welt“ (Dienstag). Diese negativen Effekte wirkten sich auf die gesamte Gesellschaft aus: „Wenn wir nicht jedes Kind so fördern, dass es einen Platz in der Gesellschaft bekommt, werden wir nicht nur Wohlstand, sondern auch Zusammenhalt verlieren.“

Die Berliner Professorin hat Anfang des Monats einen offenen Brief initiiert, der vor den Folgen dieser Entwicklung warnt. Unterzeichnet haben ihn 300 Fachleute und Organisationen, darunter namhafte Entwicklungspsychologinnen, Kindheitspädagogen, Bildungsforscherinnen und Mediziner. Sie warnen vor den negativen Auswirkungen von Stressbelastung in den ersten Lebensjahren vieler Kinder und einer Gefährdung des Kindeswohls. Aufgrund von Personalmangel und überfüllten Gruppen zeigten bereits Ein- und Zweijährige Zeichen von Erschöpfung und Unwohlsein.

Dreyer verwies auf Studien, denenzufolge zwei Drittel der pädagogischen Fachkräfte in Kitas angeben, nicht mehr angemessen auf die Grundbedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Dies sei insbesondere für Kinder unter drei Jahren fatal, die ihre Emotionen noch nicht gut selbst regulieren könnten. Eine sichere Bindung sei jedoch die Voraussetzung dafür, „dass ein Kind sich so sicher fühlt, dass es den Raum erkunden, auf andere Kinder zugehen und Bildungserfahrungen machen kann“.

Eltern rate sie, darauf zu achten, ob das Kind gerne in die Kita gehe, ob es sich von den dortigen Fachkräften trösten lasse, sich für andere Kinder interessiere und sich beispielsweise schlafen legen lasse. Die Gruppengröße und der Personalschlüssel seien besonders wichtig, „und ob es den ganzen Tag über vertraute Bezugspersonen für das Kind gibt“. Allerdings fehlten 430.000 Kita-Plätze, kritisierte die Expertin. „Und dann kommt noch hinzu, dass die Öffnungszeiten teilweise nicht zuverlässig sind oder Gruppen geschlossen werden, wenn zu wenig Personal da ist. Für Eltern ist das eine sehr belastende Situation.“

kna/sco

 

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