473 Millionen Kinder lebten 2023 laut Studie in Konfliktgebieten
Ob in der Ukraine, in Gaza oder im Sudan: Fast eine halbe Milliarde Kinder auf der Welt hat im vergangenen Jahr laut der Organisation Save the Children in einem Konfliktgebiet gelebt. 473 Millionen Kinder entsprachen 19 Prozent aller Kinder- oder etwa jedem fünften Kind. Damit habe sich der Anteil binnen 30 Jahren fast verdoppelt, Mitte der 1990er Jahre habe weltweit etwa jedes zehnte Kind in Konfliktgebieten gelebt. Das geht aus dem Bericht „Krieg gegen Kinder: Wege zum Frieden“ hervor, den die Kinderrechtsorganisation veröffentlicht hat.
 Demnach liegt die Zahl der bewaffneten Konflikte mit 59 auf dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Zahl der schweren Verbrechen an Kindern in Konflikten liege auf einem Rekordniveau, hieß es. Mit 31.721 bestätigten Fällen seien es 2023 rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr gewesen.
„Hinter jeder Zahl unseres Berichts stehen viele Einzelschicksale von Kindern, die sich nur eines wünschen: ein Leben in Frieden“, sagte die Expertin für humanitäre Hilfe bei Save the Children Deutschland, Lea Meyer. „Ein Kind, das Verwandte und Freunde sterben sieht, in ständiger Angst vor Bomben und Beschuss lebt oder selbst verletzt wird, verliert jegliches Gefühl von Sicherheit. Dies habe schwerwiegende Folgen, auch für die seelische Gesundheit.“
 Während die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten die Schlagzeilen beherrschen, fänden viele weitere Konflikte fernab weltweiter medialer Aufmerksamkeit statt. In absoluten Zahlen lebten laut der Studie die meisten Minderjährigen in Konfliktgebieten in Afrika. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sei hingegen der Nahe Osten am gefährlichsten: Dort lebte mehr als jedes dritte Kind in unmittelbarer Nähe eines bewaffneten Konflikts.
 So wurde laut Save the Children in den Palästinensischen Gebieten mit 8.434 Fällen die höchste Zahl an dokumentierten schweren Verbrechen gegen Kinder erreicht. Im Sudan dagegen verfünffachte sich die Zahl binnen eines Jahres auf 1.759 Fälle. Weltweit wurden Kinder in etwa jedem dritten erfassten Fall von schweren Verbrechen getötet oder verstümmelt. Die Kinderrechtsorganisation beklagt zudem, dass auch Angriffe auf Schulen- vor allem von russischer Seite in der Ukraine – sowie auf Krankenhäuser – insbesondere im Gazastreifen – dramatisch zugenommen hätten.
 Zugleich werde es für Hilfsorganisationen schwieriger, humanitäre Hilfe zu leisten: Die Zahl der Fälle, in denen der Zugang zu notleidenden Menschen verweigert worden sei, sei 2023 auf einen historischen Höchststand von 5.158 gestiegen. Mehr als 60 Prozent ereigneten sich laut Studie in von Israel besetzten Palästinensischen Gebieten. Save the Children fordert, dass Staaten ihren Verpflichtungen zum Schutz von Kindern in Konflikten nachkommen. Sie stehen in der Verantwortung, das humanitäre Völkerrecht durchzusetzen und dies von Konfliktparteien einzufordern, sagte Meyer. Die Verantwortlichen für Verbrechen gegen Kinder müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
kna/ckr