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Weihe

KDFB-Vizepräsidentin Birgit Mock Foto: Hildegardis-Verein

25.02.2019

Birgit Mock ist Vizepräsidentin des KDFB und auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit der Ämterfrage in der Kirche befasst. Und in ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins liegt es ihr am Herzen, Frauen auf dem Weg in kirchliche Führungspositionen zu begleiten. 

KDFB Engagiert: Was bewegt Sie, wenn Sie auf die Rolle der Frauen in der Kirche blicken?
Birgit Mock: Ich denke an unsere Tochter Anne, die Pfadfinderin und Messdienerin ist. Und ich frage mich, wie ich ihr mit wirklicher Überzeugung erklären soll, warum Frauen nicht geweiht werden. Wie können junge Menschen hier bei uns in Deutschland heute verstehen, dass sie keine weiblichen Vorbilder als Vorsteherinnen in der Eucharistiefeier erleben? 
Und ich denke an den Morgen des 2. Februar in der letzten Woche, an dem ich mit meinem Mann um 7.47 Uhr an einem Samstag in unserer Pfarrkirche saß und den Sonnenaufgang erlebte. Unsere Gemeindereferentin, der Kantor und eine kleine Jugendband hatten ein Morgengebet vorbereitet. Und wir begannen den heller werdenden Tag der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) mit gemeinsamem Gesang. Die Gemeindereferentin legte die Bibeltexte aus. Sie erinnerte an die Geschichte von Jesu Heiligung im Tempel, von Simeon und der Prophetin Hanna, die Gott pries und die frohe Botschaft der Erlösung verkündete. So gingen wir gestärkt in den Tag. Die Verkündigung der frohen Botschaft, zum Beispiel durch unsere Gemeindereferentin, wünsche ich mir auch in einer Messfeier. Stattdessen wird in unserer Dorfkirche bei Bedarf ein ortsfremder Priester eingesetzt. 

KDFB Engagiert: Welche Schritte sind zu gehen? 
Birgit Mock: Es ist meine tiefste Glaubensüberzeugung, dass allen Menschen von Gott die gleiche Würde zugesprochen wird. 
Als Getaufte und Gefirmte gibt es – wie Paulus im Neuen Testament schreibt – nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, alle sind gleich (vgl. Gal 3,28). Für viele namhafte Theologinnen und Theologen sind Vorstellungen daher nicht zutreffend, dass es Gottes Wille ist, Frauen qua Geschlecht das Weiheamt zu verwehren. Als Katholikinnen im Frauenbund bekräftigen wir die Thesen des Osnabrücker Theologen-Kongresses von 2017, unter anderem „Die Diskussion darüber, ob Gott eine unveränderliche Anweisung gegeben habe, wie oder durch wen Gott durch das kirchliche Amt bezeugt werden soll, muss offen bleiben.“ 

KDFB Engagiert: Welche Impulse kann die neue KDFB-Kampagne setzen? 
Birgit Mock: Wir haben unsere Kampagne unter den treffenden Begriff „bewegen“ gestellt. Wir knüpfen damit an den urchristlichen Gedanken der Entwicklung an. Wir tragen die Verantwortung dafür, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Erneuerung der Kirche – das wollen wir als Frauen im Verband. Und aus dem Glauben heraus unsere politische Arbeit mit Leben und Geist füllen. Für mich geht es um Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit. 

KDFB Engagiert: Und wenn sich die Kirche nicht bewegt… 
Birgit Mock: Ich habe das Vertrauen, dass sich die richtigen Wege auftun. Oft liegen die Lösungen schon vor uns, wir müssen uns nur entscheiden, den ersten Schritt zu tun.
In der Untergrundkirche während der kommunistischen Diktatur in der Tschechoslowakei war das Bedürfnis nach Seelsorge, Beichte und priesterlichem Dienst so groß, dass die Kirche Priesterinnen geweiht hat. Diese Frauen haben ihren Dienst oft unter Einsatz ihres Lebens und in ständiger Angst vor einer Verhaftung ausgeübt. 
Auch heute gibt es an vielen Orten Hoffnungszeichen: neue Weisen, Kirche zu leben – pragmatisch entstanden als Antwort auf einen sehr konkreten pastoralen Bedarf vor Ort. 

KDFB Engagiert: Was bestärkt den Frauenbund in seinem Weg?
Birgit Mock: Uns bestärkt unsere Gemeinschaft im Frauenbund. Die Zahl der Menschen, die heute die Kirche verantwortlich gestalten wollen, ist riesig. Es ist eine starke Bewegung entstanden. Und es gibt eine große Zahl an Frauen, die sich für Führungspositionen in der Kirche interessieren. Das erscheint mir in besonderer Weise ermutigend.

Interview: Eva-Maria Gras
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