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Ele Schöfthaler: Projekt „Kindernester“

Ele Schöfthaler, Foto: Christine Vincon

27.06.2019

Was tun, wenn die Arbeit früher beginnt als die Kinderbetreuung? Kinderbetreuung mit flexiblen Zeiten hilft berufstätigen Frauen.

Geht nicht, gibt’s nicht! – Das ist die Devise von Ele Schöfthaler. Gegen unzählige bürokratische Widerstände schaffte es die 66-jährige Soziologin und Journalistin, in Schwabach und Landshut 30 Kindernester mit flexiblen Betreuungszeiten zu gründen. Schichtarbeitende, teilweise alleinerziehende Mütter wie Krankenschwestern oder Pflegekräfte haben so die Möglichkeit, berufstätig zu sein.
„Sie sind wieder die Letzte, und die Kinder sind auch traurig!“ – Diesen Satz bekam die dreifache Mutter und Nachrichtenagentur-Journalistin Ele Schöfthaler früher von den Erzieherinnen im Kindergarten öfters zu hören. „Punktgenau abzuholen war in meinem Beruf gar nicht möglich. Diesen Stress wollte ich anderen arbeitenden Müttern ersparen. Deswegen habe ich mich für Kindernester eingesetzt, in denen freiberufliche Tagesmütter Kinder zu flexiblen Zeiten betreuen“, erinnert sich die gebürtige Weißenburgerin.
Dabei war die inzwischen vierfache Großmutter sehr erfolgreich: Heute werden in 30 Kindernestern 300 Ein- bis 14-Jährige betreut. „Auch Verkäuferinnen und Ärztinnen müssen oft sehr früh anfangen“, so Schöfthaler. „Sie geben uns Bescheid, und wir finden eine Betreuungsmöglichkeit, auch über Nacht oder am Wochenende.“

Als Quartiersmanagerin hat sie ein offenes Ohr für Nöte aller Art

Die Anrufe gehen an ihrem Schreibtisch beim Verein „ZAK – Zentrum für Arbeit und Kultur“ in Landshut ein, der die Kindernester unterstützt. Von hier aus koordiniert sie als Vereinsvorsitzende mit ihrer Mitarbeiterin alles rund um die Landshuter Kindernester.  
Ele Schöfthaler ist zudem Quartiersmanagerin der Stadt Landshut. Im neuen Quartierladen, einer Art Sozialzentrum, den ZAK-Verein und Stadt gemeinsam betreiben, hat sie für Nöte aller Art ein offenes Ohr. An zwei Tagen pro Woche können hilfesuchende Frauen hier um Rat fragen, zum Beispiel bei Themen wie Job- und Wohnungssuche, Kinderbetreuung, Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder bei Verschuldung.
Zudem hat Ele Schöfthaler in dem großen Raum den Traum eines Kulturzentrums mit Bücherei und Puppentheater verwirklicht: „Bücherspenden habe ich wie in einer Bücherei sortiert, die kostenlos mitgenommen werden können. Es freut mich sehr, wenn junge Migrantinnen dieses Angebot annehmen oder die Kinder vom Puppentheater begeistert sind.“
Der Einsatz für Frauenrechte liegt Ele Schöfthaler sehr am Herzen: Schon als Studentin hat sie eine feministische Frauenzeitschrift mitbegründet, später rief sie den Frauenhaus-Verein Schwabach mit ins Leben. Als Vorsitzende begleitete sie das Modellprojekt „Frauenhaus“ mit größerer Kinderfreundlichkeit und Wohnmöglichkeiten für behinderte Frauen.    

Autorin: Karin Schott
aus: KDFB engagiert 7/2019

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